Ausgewogener Ausbau der Windenergie in Deutschland

Gastautor Portrait

Michael Liesner

EnBW AG

Michael Liesner absolvierte ein Magisterstudium mit den Fächern Religionswissenschaft, Soziologie und Geographie und einen Master of Business Administration in Kommunikation und Management. Nach dem Studium arbeitete er von 2007-2009 als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Bundestagsabgeordneten für den Wirtschafts- und Umweltausschuss. Von 2010 bis 2015 war er dann beim Windenergieanlagenhersteller Enercon im Büro für Politik und Regierungsbeziehungen für politische Kommunikation verantwortlich und arbeitet seit November 2015 für die EnBW AG in der Berliner Repräsentanz. Er ist dort schwerpunktmäßig für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz zuständig.

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05. April 2016
Windkraft onshore

Mit dem EEG 2016 ergeben sich bedeutende Änderungen für die Windbranche in Deutschland. Neben der Kosteneffizienz und dem Einhalten des Ausbaukorridors als Ziele des Ausschreibungsmodells soll auch ein ausgewogener Ausbau der Windenergie in ganz Deutschland erhalten bleiben. Dieser ausgewogene Ausbau, der für die Akzeptanz und die Effizienz der Energiewende wichtig ist, steht allerdings in Frage. Auf der einen Seite ist regionale Wertschöpfung für die Akzeptanz wichtig, auf der anderen Seite sollte möglichst viel produzierter Strom auch genutzt werden. Eine Quote für Windenergie an Land könnte die Lösung bringen.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat dieses Problem erkannt und schlägt eine Anpassung des sog. Referenzertragsmodells (REM) vor. Das REM soll die Windgüten der unterschiedlichen Standorte angleichen. Standorte im Norden sind windhöffiger als süddeutsche Standorte und benötigen daher eine geringere Förderung, um wirtschaftlich betrieben zu werden. Wir halten diese Anpassungen für einen ersten Schritt in die richtige Richtung, um einen deutschlandweiten Ausbau zu ermöglichen. Allerdings werden regional bedingte Kostenunterschiede in den Investitionsnebenkosten durch das REM nicht adressiert. Beispielhaft sei die kompliziertere Zuwegung und erhöhte Geländekomplexität bei Mittelgebirgs- und Waldstandorten genannt, wie sie insbesondere für Binnenlandstandorte typisch sind. Dieser Effekt bewirkt ungleiche Wettbewerbsbedingungen in der Ausschreibung. Im Ergebnis könnte es keinen räumlich verteilten Ausbau der Onshore-Windkraft geben, womit Netzbelangen nicht Rechnung getragen würde.

Ein ausschließlicher Zubau im Norden würde die Kosten für Einspeisemanagement und Redispatch erhöhen, da dort bereits jetzt die meisten Abregelungen von Erneuerbare-Energien-Anlagen stattfinden.EEG_QuoteTabelle 1: Abregelung Erneuerbarer Energien in den jeweiligen Bundesländern. Daten aus dem Bericht der Bundesnetzagentur zu Netz- und Systemsicherungsmaßnahmen.

Um diese Kosten zu minimieren, ist ein räumlich und energiewirtschaftlich sinnvoller Ausbau zu gewähr-leisten. Wie bereits dargestellt, reicht hierfür das REM nicht aus, sondern es bedarf einer Zubauquote. Diese Quote soll sich an der Abregelung der erzeugten EE-Arbeit in den einzelnen Bundesländern orientieren, um höheren Abregelungs- und Redispatchkosten – und damit volkswirtschaftlichen Kosten – entgegenzuwirken. Alle Bundesländer, deren Abregelung an der EE-Erzeugung unter einem Prozent liegt, sollen Zugriff auf einen Anteil von 40 % des jährlichen Ausschreibungsvolumens haben.
Somit würde sichergestellt, dass mindestens 40 % der Windenergieprojekte in Gebieten gebaut werden, in denen Abregelungen durch Netzengpässe gering sind. Die restlichen 60 % des Ausschreibungsvolumens verteilen sich auf alle Bundesländer.
Die Auswirkungen auf das Ausschreibungsergebnis und die Kosten für den Vorschlag sind ebenfalls betrachtet worden. Da erst nach der Ausschreibung die Ergebnisse so sortiert werden sollen, dass die Quote für den abregelungsarmen Raum erfüllt wird, werden die Ergebnisse nicht verfälscht. Durch die Einführung eines Höchstpreises kann zudem verhindert werden, dass die Ergebnisse der Ausschreibungen Mitnahmeeffekte bedeuten. Daher würden die positiven Effekte für Akzeptanz und sinkende Kosten für Abregelungen die möglichen negativen Effekte überwiegen.

Entscheidend für den deutschlandweiten Ausbau ist aber vor allem ein verlässlicher EnBW Windkraft onshore FeldAusbaukorridor. Denn die Windenergie produziert derzeit die günstigste Form erneuerbarer Energien und ist mit rund 140.000 Beschäftigten ein großer wirtschaftlicher und industriepolitischer Faktor geworden. Bei den vorliegenden Vorschlägen der Bundesregierung ist die Windenergie an Land nur noch Residualgröße, d.h. wie viel Wind zugebaut wird, soll sich nach den anderen Ausbaumengen der anderen Erneuerbaren Energien richten. Ein Einbruch beim Ausbau der Windenergie könnte ähnliche Folgen für die Windindustrie haben, wie sie die Solarbranche bereits hinter sich hat. Deutschland wird für das Erreichen neuer ambitionierter Klimaschutzziele (Klimaabkommen von Paris) und für eine anstehende Sektorenkopplung mehr erneuerbaren Strom brauchen. Daher sollte es derzeit keine unnötige Vollbremsung bei der Onshore Windenergie geben, sondern auf einen deutschlandweiten und netzverträglichen Zubau geachtet werden.

Den Vorschlag der EnBW AG zur Ausgestaltung einer Quote für einen regional ausgewogenen Windenergieausbau im EEG 2016 können Sie hier herunterladen.

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