Digitalisierung, Big Data & Cloud: Energiebranche goes CeBIT

Gastautor Portrait

Sebastian Scholz

EnBW AG

Sebastian Scholz studierte Wirtschaftsinformatik an der TU-Ilmenau und arbeitete unter anderem in der Film- und Fernsehbranche, bei BMW und bei Yello Strom. Seit 20011 ist er bei der EnBW beschäftigt und gründete 2015 im Innovationscampus zusammen mit zwei Kollegen das Startup Sandy – energized analytics.

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15. März 2016

Soeben hat die CeBIT in Hannover wieder ihre Pforten geöffnet. Auch dieses Jahr dreht sich auf der weltgrößten Computermesse alles um Digitalisierung, Big Data und Cloud. Damit ist die Messe ein wichtiger Anlaufpunkt für Energieversorger, denn die Traditionsbranche befindet sich mit großen Schritten auf dem Weg Richtung Zukunft.

CeBIT 2016Während für viele Traditionsbranchen die Digitalisierung von Prozessen und Produkten eher eine Bedrohung darstellt, ergeben sich gerade für Energieversorger in Zeiten der Energiewende eine Vielzahl neuer Chancen und Geschäftsmodelle. Damit auch unter künftigen Bedingungen eine stabile Stromversorgung aufrechterhalten werden kann, müssen alle Elemente des auf erneuerbarer Erzeugung fußenden Systems eng aufeinander abgestimmt werden. Die Digitalisierung hilft dabei. Vereinfacht gesagt werden Systeme und Prozesse mit IT-Fähigkeiten versehen, indem kleine Chips Daten sammeln, über das Internet verbreiten und unter Umständen auch Befehle entgegennehmen und ausführen. Dabei werden nicht nur die Haushalte digital, sondern auch die Stromnetze und die Erzeugungsanlagen. Durch die Digitalisierung entstehen „Fühler“, welche an allen kritischen Punkten des Systems den Puls messen, also Daten über die Betriebszustände und Energieflüsse der einzelnen Systemkomponenten erfassen. Gibt es irgendwo Abweichungen, kann dies schnell erkannt und reagiert werden.

Ein digitalisiertes Beispiel aus der nahen Zukunft
In einem Einfamilienhaus gibt es eine Fotovoltaikanlage zur Stromerzeugung auf dem Dach, einen Batteriespeicher im Keller und ein kleines Elektroauto. Das lokale Smart-Home-System stimmt alle Komponenten aufeinander ab, indem es selbständig die Verhaltensmuster im Haus erlernt (z.B. die An- und Abwesenheitszeiten der Bewohner) und die Anlagen so aufeinander abstimmt, dass so viel selbst erzeugter Strom wie möglich für Haushalt und Elektroauto verwendet werden. Dafür sind genaue Vorhersagen des Wetters ebenso nötig wie detaillierte Verbrauchsanalysen im Haushalt.

Doch auch außerhalb des Hauses ist vieles digitalisiert: Das Elektroauto kennt nicht nur seinen Ladezustand und damit die Reichweite, es weiß auch, wann es nach Hause gefahren wird, wie lange es zu Hause bleibt wird und vieles mehr. Doch damit nicht genug – auch das Stromnetz misst ständig an vielen Stellen. Hierdurch kann erkannt werden, ob das Netz überlastet ist – weil zu viel Strom eingespeist oder entnommen wird. Insbesondere Elektroautos sind kritisch, da sie mit starken Strömen geladen werden und damit das Netz zum Zusammenbruch bringen können. Durch die Digitalisierung kann das Gesamtsystem optimiert werden – Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und ökologische Nachhaltigkeit.

Big DataDie Digitalisierung ist also eine Grundvoraussetzung für die Energiewende, indem sie Daten in der gesamten Wertschöpfungskette erzeugt. Doch die Daten allein nützen nichts – erst wenn sie sinnvoll analysiert und zu Prognosen verarbeitet werden, entstehen echte Mehrwerte. Hier kommt Big Data ins Spiel. Unter Big Data wird die echtzeitnahe Verarbeitung großer Datenmengen unterschiedlichster Art verstanden.

Ein häufiges Problem sind die schieren Datenmengen. Ein einfaches Rechenbeispiel: In einem Smart-Home-System sind im Durchschnitt 20 Sensoren verbaut, die einmal pro Minute Daten senden – Raumtemperatur, Luftfeuchte, Stromproduktion der PV-Anlage usw. Damit entstehen in einem einzigen Haushalt über 10 Millionen Datenpunkte im Jahr. Richtig groß werden die Datenmengen, wenn man noch die Information aus Stromnetzen und der Elektromobilität hinzurechnet.

Ein Trend bei der Verarbeitung großer Datenmengen zeichnet sich ab: die Cloud. Unternehmen und Privatkunden verlagern ihre Daten und deren Verarbeitung vom lokalen Server oder Rechner in virtuelle Rechenzentren im Internet, den Clouds. In der Cloud lassen sich Speicherplatz und Rechenbedarf beliebig an- und abmieten und damit den eigenen Bedürfnissen anpassen.

Die diesjährige CeBIT adressiert mit ihrem Motto „Digitale Transformation“ genau die beschriebenen Probleme. Über 3.000 Aussteller präsentieren ihre Lösungen für Cloud-Computing, Big Data und Digitalisierung. Eines ist nach einem Besuch der Messe klar: die IT und das Internet werden auch in Zukunft unser Leben nachhaltig verändern. Die Entwicklung macht vor keiner Branche halt.

Energieversorger auf der CeBIT
Sandy CebitObwohl die CeBIT eher eine Technologieanbieter Messe ist, gibt es auch den ein oder andere- Energieversorger, der Lösungen und Produkte ausstellt. Auch die EnBW ist mit zwei Startups vertreten: SANDY und time2charge. Speziell SANDY ist im Big-Data-Umfeld unterwegs und hilft kleinen und großen Unternehmen, aus ihren Daten Mehrwerte zu generieren, in dem in Echtzeit Prognosen bereitgestellt werden. Die Datenexperten und Statistiker von SANDY untersuchen die Rohdaten der Kunden auf Zusammenhänge und entwickeln Prognosemodelle, welche als dauerhafter Service betrieben warden.

SandyEin Besuch auf der Messe lohnt sich also, sie hat noch bis einschließlich Freitag, den 18. März täglich von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Mehr Infos: www.cebit.de

 

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