Debatten-Abend

Gas - Geplatzter Traum oder Rückgrat der Energiewende?

21. April 2016, Stuttgart

Debatten-Abend diskutiert die Rolle von Erdgas in der deutschen Energiepolitik

Es gehört zu den Paradoxa der Energiewende, dass in Deutschland die Nachfrage nach Erdgas, dem unbestritten klimafreundlichsten fossilen Energieträger, in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist. Gleichwohl gibt es das „goldene Gas-Zeitalter“, allerdings in anderen Regionen der Welt, zum Beispiel in den USA. Dort hat der Fracking-Boom, die nicht unumstrittene Nutzung der Schiefergasvorkommen, nicht nur zu einer Belebung der Industrieproduktion geführt. Die Vereinigten Staaten stehen auch bei den CO2-Emissionen deutlich besser da als der „selbsternannte Klimaretter Deutschland“, wie Moderator Prof. Oliver Bettzüge, Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln EWI, am 21. April in den Debatten-Abend mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft in Stuttgart einführte.

Der Energieträger Gas hat alle Voraussetzungen, um in der Klima- und Energiepolitik eine nachhaltige Rolle für eine CO2-arme Energielandschaft zu spielen. Davon ist Dr. Ludwig Möhring, der in der Geschäftsführung der WINGAS GmbH den Vertrieb verantwortet, überzeugt.

Dass Erdgas in Deutschland und Europa nicht der erwartete „Gamechanger“ in der Energiewirtschaft geworden ist, hat für Dr. Felix Christian Matthes, den Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik beim Freiburger Öko-Institut, mehrere Gründe.

„Der Beitrag von Gas am Strommix ist weltweit mit sieben Prozent pro Jahr deutlich gewachsen“, so Ulf Heitmülller, der bei der EnBW den Geschäftsbereich Handel leitet und auch Aufsichtsratsvorsitzender der VNG ist – während der Diskussion in Europa und Deutschland habe er tendenziell jedoch abgenommen.

Podium der Veranstaltung

Dr. Oliver Koch

Stellvertretender Referatsleiter der Einheit Energiebinnenmarkt der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission

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Oliver Koch ist Stellvertretender Referatsleiter innerhalb der Einheit Energiebinnenmarkt der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission. Sein Team verantwortet die Gestaltung des rechtlichen Rahmens für einen integrierten europäischen Strom- und Gasmarkt. Insbesondere koordiniert er die sogenannte „Marktdesign-Initiative“ zur umfassenden Überprüfung der aktuellen Binnenmarkt-Gesetz-gebung für den Stromsektor. Weiter leitet er die rechtssetzenden Maßnahmen der Einheit, besonders im Hinblick auf die Durchsetzung der EU-Vorschriften gegenüber den Mitgliedsstaaten, sowie die Teams, die sich mit den externen Gesichtspunkten des Energiebinnenmarkts beschäftigen (z. B. Verhandlungen mit der Schweiz, Norwegen, EURATOM oder Russland). 2015 leitete er die Arbeitsgruppe für den Aufbau einer neuen Einheit zur Sicherung der Energieversorgung innerhalb der Generaldirektion Energie.

Vor seinem Wechsel zur Generaldirektion Energie arbeitete er für die Generaldirektion Wettbewerb auf den Gebieten Kartellrecht (2007 – 2012) und Fusionskontrolle (2003 – 2007), wo er Zusammenschlüsse und Fusionen auf dem Energiesektor und anderen Bereichen bearbeitete und an zahlreichen politischen Maßnahmen des Energie- und Wettbewerbsrechts beteiligt war.

Bevor er in die Kommission eintrat, war er als Rechtsanwalt in privaten Kanzleien (White & Case, Hamburg/Brüssel, Freshfields/Düsseldorf) und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Göttingen tätig.

Koch veröffentlicht regelmäßig Expertisen zur Energie- und Wettbewerbspolitik.

Dr. Ludwig Möhring

Geschäftsführer WINGAS

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Dr. Ludwig Möhring, geboren 1961, ist seit April 2010 WINGAS-Geschäftsführer und zeichnet verantwortlich für den Bereich Vertrieb Deutschland und Europa.

Möhring ist bereits seit 1992 in der Energiewirtschaft tätig. Nach seinem Einstieg bei der Firma BEB Erdgas und Erdöl in Hannover wechselte er Anfang 2000 zu Shell Gas & Power nach London, wo er zuletzt bei Shell Energy Europe u.a. für den Erdgasvertrieb an Großkunden und den Einkauf von internationalen Produzenten in Nord-West-Europa verantwortlich war.

Zusätzlich ist er seit April 2012 Präsident der ASUE – Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. in Berlin und seit April 2013 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Zukunft ERDGAS e.V.

Dipl.-Ing. Dr. rer. pol. Felix Christian Matthes

Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut

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Felix Christian Matthes (Jahrgang 1962) schloss 1985 sein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Leipzig ab und war nach einer Tätigkeit in der Industrie 1990 bis 1997 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Öko-Institut, wo er u. a. beim Aufbau des Berliner Büros mitwirkte. In diese Zeit fiel auch sein Studienaufenthalt in den USA 1993 als  Fellow des German Marshall Fund of the United States. Parallel studierte er 1996 bis 1997 am Otto-Suhr-Institut für Politische Wissenschaften an der Freien Universität (FU) Berlin.

1997 bis 2008 war er Koordinator des Bereichs Energie und Klimaschutz am Öko-Institut. 1999 promovierte Matthes summa cum laude an der FU Berlin zum Doktor der Politikwissenschaft. 2000 bis 2002 wurde er als Sachverständiges Mitglied in die Enquête-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung“ des 14. Deutschen Bundestages berufen.

2002 bis 2004 war Matthes Stellvertretender Geschäftsführer des Öko-Instituts. 2007 und 2008 arbeitete er als Gastwissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology (Joint Program on the Science and Policy of Global Change), Cambridge, MA (USA). 2011 war er Mitglied der Beratergruppe für die Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission zur „Energy Roadmap 2050“. Seit 2009 ist Matthes Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut.

Matthes hat zahlreiche Forschungsarbeiten und Analysen zur deutschen und internationalen Energie-, Umwelt- und Klimapolitik veröffentlicht. Er ist Mitglied der Gesellschaft für Energiewissenschaft und Energiepolitik (deutsche Sektion der International Association for Energy Economics), der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) und der European Association of Environmental and Resource Economists (EAERE).

Dr. Hans-Josef Zimmer

CTO - EnBW Energie Baden-Württemberg AG

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Hans-Josef Zimmer, geboren 1958 in Merzig / Saar, studierte Maschinenbau mit Schwerpunkt Wärmetechnik an der RWTH Aachen. Danach arbeitete er ab 1986 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Reaktorentwicklung im Kernforschungszentrum Karlsruhe bis zu seiner Promotion zum Doktor-Ingenieur 1989 an der TH Karlsruhe. Im Anschluss war er bis 1997 für die ehemalige Badenwerk AG in der Abteilung Kernkraftwerke tätig mit den Schwerpunkten Planung, Sicherheitsanalysen und Projektleitung. 1993 bis 1994 arbeitete er für das Electric Power Research Institute (EPRI) in Palo Alto, USA.

1998 wechselte er zum Kernkraftwerk Philippsburg. Dort arbeitete er als Teilbereichsleiter für Nukleare Systeme und Fachbereichsleiter Systemtechnik, bevor er im Jahr 2000 die Leitung des Kraftwerks Philippsburg übernahm. 2003 wurde Zimmer Geschäftsführer der der EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) und übernahm 2004 den Vorsitz der Geschäftsführung. Parallel war er ab 2004 Mitglied des Vorstands der EnBW Kraftwerke AG, bis er im Oktober 2007 als Chief Technical Officer in den Vorstand der EnBW Energie Baden-Württemberg AG berufen wurde. Von Juli 2010 bis Dezember 2011 war Zimmer Generalbevollmächtigter Technik der EnBW Energie Baden-Württemberg AG und ist seit Januar 2012 wieder als Chief Technical Officer Mitglied des Vorstands der EnBW Energie Baden-Württemberg AG.

Seit 2007 ist Dr. Zimmer außerdem Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg.

Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge

Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln, Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI)

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Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge ist seit 2007 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln sowie Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI). Neben seinen Leitungsaufgaben befasst sich Prof. Bettzüge vorrangig mit institutionellen und wirtschaftswissenschaftlichen Grundsatzfragen der Energiewirtschaft und der Energiepolitik.

Von 2011 bis 2013 war Prof. Bettzüge Mitglied in der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohl­stand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages. Zudem wirkt er in einem breiten Spektrum von Gremien und Beiräten mit.

Nach dem Studium der Mathematik und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten von Bonn, Cambridge und Berkeley promovierte Prof. Bettzüge im Fach Volkswirtschaftslehre mit einer Arbeit über „Financial Innovation from a General Equilibrium Perspective“. Nach seiner Promotion arbeitete er sowohl als Wissenschaftler an den Universitäten von Bonn und Zürich als auch als Managementberater bei international renommierten Beratungsunternehmen. Vor seiner Berufung an die Universität zu Köln war Prof. Bettzüge Partner und Geschäftsführer der Strategieberatung „The Boston Consulting Group“ (BCG).

Videos der Veranstaltung

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Dokumente und Downloads

PDF – Präsentation von Dr. Ludwig Möhring, Mitglied der Geschäftsführung WINGAS GmbH

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