War watt? Der Deutsche Umweltpreis und die Energiewende

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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25. September 2014
Energiewende aktuell

Der Deutsche Umweltpreis geht in diesem Jahr an Peter Hennicke und Gunther Krieg. Mit den Professoren Hennicke, ehemals Präsident des Wuppertaler Instituts, und Krieg, einem Forscher und Unternehmensgründer aus Karlsruhe, werden zwei Personen mit dem höchstdotierten Umweltpreis Europas geehrt, deren lebenslanges Wirken um die Themen Energie und Energieeffizienz kreist.

Peter Hennicke schrieb 1985 (!!) ein visionäres Sachbuch mit dem Titel „Energiewende“, Hennickeer ist einer der Nestoren einer ökologisch ausgerichteten Energiewirtschaft und genießt in der Szene einen überaus hohen Bekanntheitsgrad. Gunther Krieg kennen nur Insider, obgleich sein Wirken gegen die weltweite Verschwendung von Rohstoffen beispielgebend ist. 1990 gründete Prof. Dr.-Ing. Gunther Krieg als Spin-Off des Forschungszentrums Karlsruhe (heute: Karlsruher Institut für Technologie, KIT) und der Karlsruher Hochschule für Technik und Wirtschaft das Unternehmen UnisensorDie GmbH beschäftigt sich mit der Prozessanalyse von Gasen, Flüssigkeiten und Feststoffen. Im Produktportfolio sind weltweit patentierte Systeme für die Getränke-, Gase-, Druck- und Recyclingindustrie sowie für den Bereich der Energietechnik.

Mit seinem einmaligem Mess- und Analysesystem zum Aufspüren von Fremdstoffen in Mehrwegflaschen aus Polyethylentherephtalat (PET) hat Krieg ein Verfahren entwickeltKrieg, das Verunreinigungen mit einer optischen Analysemethode erkennt und kontaminierte Mehrwegflaschen aussortiertWer heute irgendwo auf der Welt eine Mehrwegflasche aus Kunststoff kauft, kann sicher sein, dass diese Flasche schon einmal an den von Gunther Krieg entwickelten Sensoren vorbei gelaufen ist. Der Professor aus Karlsruhe hat mit seiner Arbeit maßgeblich dazu beigetragen, dass in der Getränkewirtschaft Stoffkreisläufe geschlossen wurden. Das Vorhaben, seinen Beitrag für die Energie- und Ressourceneffizienz in eingespartem Öl und nicht emittiertem CO2 zu messen, gäbe mindestens Stoff für eine Doktorarbeit. Durch eine seiner anderen Erfindungen, Sensoren in den Maschinen für den Offsetdruck, konnten in nur vier Jahren 70 Millionen Liter Alkohol in Druckereien eingespart werden – ein Segen für die Umwelt und die Gesundheit am Arbeitsplatz.

Der leidenschaftliche Forscher mit technologischem Gespür und Leidenschaft für neue Entwicklungen denkt trotz seiner 72 Jahre noch nicht an die Rente, Forschung und Arbeit seien sein Lebenszweck.

Als energieinteressierter Beobachter kann man der Deutschen Bundesstiftung Umwelt  Weinzierlzur Auswahl der diesjährigen Preisträger mit einem Vordenker der Energiewende und einem engagierten Ingenieur in Sachsen Material- und Energieeffizienz nur gratulieren. Und mit Hubert Weinzierl wird eine Person mit dem DBU-Ehrenpreis geehrt, der für sein lebenslanges Engagement im Naturschutz gleichwohl Ehre und Anerkennung verdient.
Wenn Bundespräsident Gauck am 26. Oktober die Preise überreichen wird, werden vier honorige Personen auf dem Podium stehen, alle jenseits der 70 und alle männlichen Geschlechts. Sollte uns das zu denken geben?

Bilder © Bernd Thissen/DBU

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