Die Energiewende gemeinsam gestalten

Gastautor Portrait

Dr. Roman Glaser

Genossenschaftsverband Baden-Württemberg

Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes Der Diplomökonom studierte und promovierte an der Universität Hohenheim bevor er in den bankgenossenschaftlichen Sektor eintrat. Von 1999 bis 2012 war Roman Glaser Mitglied des Vorstandes der Volksbank Baden-Baden/Rastatt eG. Seit Oktober 2012 gehört er als Mitglied dem Vorstand des Baden- Württembergischen Genossenschaftsverbandes an, seit Januar 2013 als Präsident und Vorsitzender des Vorstandes.

weiterlesen
03. Juli 2014

Nach einer ersten Euphorie bei der Energiewende wurden in der letzten Zeit oftmals die Kosten für Energie thematisiert. Dies ist richtig, da wir als Wirtschaftsstandort gute Rahmenbedingungen für unsere mittelständischen Unternehmen benötigen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir unsere Energieversorgung nachhaltig ausrichten und ökologisch sinnvoll mit begrenzten Ressourcen umgehen.

Eine nachhaltige Energieversorgung, bei der auch erneuerbare Energien eine wichtige Rolle spielen, verbindet dabei wirtschaftliche mit sozialen und ökologischen Zielbestrebungen unserer Gesellschaft. Energiegenossenschaften haben in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag hierzu geleistet. Die Besonderheit der aktuell 146 Energiegenossenschaften in Baden-Württemberg ist dabei die gelungene Symbiose aus engagiertem Unternehmertum und ökologischem Verständnis. Der Einzelne kann direkt zu einer besseren Umwelt beitragen und dies in einem soliden wirtschaftlichen Rahmen. Mehr als 25.000 Menschen in Baden-Württemberg sind mittlerweile in einer Energiegenossenschaft engagiert. Die dezentrale Energiewende wird somit zu einem erfolgreichen Projekt der Bürger.

EnBW Solarpark LeibertingenEnergiegenossenschaften haben sich auch deshalb besonders gut mit regionalen Geschäftsmodelle durchsetzen können, weil sie von den Bürgerinnen und Bürgner vor Ort initiiert, organisiert und geleitet werden. Dies ist ein grundlegendes Prinzip jeder Genossenschaft: Regionalität. Damit einher geht der Gedanke, dass es für Bedürfnisse vor Ort auch ein Angebot vor Ort geben kann.


EEG-Novelle erschwert den lokalen Verkauf

Was uns bei der wohnortnahen Versorgung in vielen Bereichen selbstverständlich ist, wird durch die geplanten Änderungen im Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) jedoch stark angegriffen. Stellen Sie sich vor, eine Winzergenossenschaft am Bodensee dürfte ihren Wein nicht mehr vor Ort an Touristen verkaufen – sondern nur noch zentral über ein europäisches Alkoholmonopol. Ähnliches wird mit der aktuellen EEG-Novelle im Strombereich angestrebt, der lokale Verkauf wird deutlich erschwert. Doch zentralisierte Lösungen sind keine gute Lösung für Deutschland. Unsere Eigenheit im europäischen Vergleich ist die dezentrale Struktur unserer Wirtschaft, ein starker Mittelstand, der nicht auf wenige Ballungszentren konzentriert, sondern über die ganze Fläche des Landes verteilt ist. So finden wir etwa weltmarktführende Maschinenbauer mit ihrem Sitz in kleinen Schwarzwaldtälern. Diese Vielfalt an mittelständischen Unternehmen macht kreativ, sie lässt Raum für Innovationen und macht uns flexibel gegenüber veränderten Rahmenbedingungen.

Dies gilt auch bei der Energieversorgung. In der direkten Versorgung ermöglichen Energiegenossenschaften den direkten Verbrauch von Strom und können so gut auf die Nachfrage und ihr lokales Umfeld reagieren. Sehr deutlich wird dies vor allem bei der Vor-Ort-Vermarktung des Stroms, der in Photovoltaik-Anlagen (PV), in kleinen Blockheizkraftwerken (BHKWs) oder mittels Kleinwindenergieanlagen (KWEA) erzeugt wird. Der PV-Ausbau wird gegenwärtig primär durch Anlagen auf Dachflächen getragen und auch KWK- und Kleinwindenergieanlagen sind dann sinnvoll, wenn der von ihnen an Dritte vor Ort gelieferte Strom ohne EEG-Umlage belastet ist. Motor für den Ausbau dieser dezentralen Solar- und Kleinerzeugungsanlagen ist derzeit der Eigenverbrauch, also die Nutzung des Stroms, der in eigenen Solar- und Kleinanlagen erzeugt wird. Die dezentrale Energieversorgung ist somit eine Errungenschaft der letzten Jahre, die es uns ermöglicht, günstigen und grünen Strom vor Ort zu erzeugen.

Unser Ziel muss es daher sein, die dezentrale Energieversorgung weiterhin auszubauen und somit wirtschaftliche, soziale und gleichzeitig ökologische Zielbestrebungen zu vereinen.
_________________________________________________
Redaktionelle Hinweise:
Zum Internetangebot des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes
Der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeissenverband ist Mitveranstalter des Kongresses 100% Erneuerbare für die Regionen, der in diesem Jahr am 11. und 12 November in Kassel stattfinden wird.

Diskutieren Sie mit

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Die Energiewende gemeinsam gestalten
4
6