Trotz niedrigem Ölpreis: Technologiewandel zum elektrischen Fahren lässt sich nicht aufhalten

Gastautor Portrait

Johanna Kick

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Als gebürtige Rheinländerin kam ich nach Stationen in PR-Agenturen und der internationalen Zusammenarbeit nach Karlsruhe. In meiner Wahlheimat arbeite ich in der EnBW-Unternehmenskommunikation. An den Fragen rund um unsere Energiezukunft interessiert mich als Kulturwissenschaftlerin neben den technischen und finanziellen Aspekten besonders die gesellschaftliche Komponente. Vor diesem Hintergrund freue ich mich ganz besonders auf möglichst interdisziplinäre Standpunkte.

weiterlesen
03. März 2016

Der niedrige Ölpreis führt dazu, dass die Preise an der Zapfsäule bei den Besitzern von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor vor allem für eines sorgen: gute Laune. Keine gute Voraussetzung für die weitere Verbreitung von Elektroautos. Bremst der niedrige Ölpreis die Entwicklung der E-Mobilität? möchten wir in unserer aktuellen Umfrage von den Lesern unseres Blogs wissen. (Hier gelangen Sie zur Teilnahme.)

Jemand, der die Entwicklung der E-Mobilität ganz besonders gut kennt und beobachtet, ist Franz Loogen. Als Geschäftsführer von e-mobil BW, der Landesagentur für E-Mobilität und Brenstoffzellentechnologie Baden-Württemberg, setzt er sich für eine technologieoffene und synergieorientierte Förderung der E-Mobilität ein. Wir haben mit ihm gesprochen:

DEZ: Bremst der niedrige Ölpreis die Entwicklung der E-Mobilität?

Franz Loogen: Kurzfristig zeichnet sich diese Entwicklung durchaus ab. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich der Ölpreis mittelfristig mindestens wieder auf einem Durchschnittslevel der vergangenen Jahre einpendeln wird. Derzeit sprechen viele Faktoren – wie z.B. der Verdrängungswettbewerb zwischen Förderregionen, aber auch eine beginnende konjunkturelle Abkühlung auf verschiedenen Weltmärkten – dafür, dass der aktuelle Ölpreis nicht die Ölpreis_Umfrage_SoMelangfristige Knappheit des fossilen Rohstoffs widerspiegelt. Unabhängig vom Preis gibt es spätestens seit der Weltklimakonferenz 2015 einen internationalen Konsens, Treibhausgasemissionen auch aus der Ölverbrennung zu senken. Mit dieser Motivation und aufgrund von Nutzervorteilen ist der Technologiewandel zum vernetzen elektrischen Fahren insgesamt so stark, dass er sich nicht mehr aufhalten lässt.

DEZ: Könnte eine Kaufprämie die E-Mobilität in Deutschland entscheidend beflügeln?

Franz Loogen: Eine Kaufprämie, wie sie gerade diskutiert wird, würde ohne Frage einen starken Impuls setzen und für einen kräftigen Schub sorgen. Aber es wäre Augenwischerei, dass es mit der Kaufprämie allein getan wäre. Denn wird diese Maßnahme nicht auch flankiert von den richtigen Infrastrukturmaßen und ordnungsrechtlichen Weichenstellungen, behielten die heutigen Kritiker Recht und die Ausgaben für die Kaufprämie würden verpuffen.

DEZ: Wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Hürden für den Ausbau der E-Mobilität in Deutschland?

Franz Loogen: Der Aufbau der Ladeinfrastruktur ist hier als große Herausforderung zu nennen. Denn in vielen Bereichen sind technologische Standards noch ungeklärt. So nutzen die verschiedenen Fahrzeuganbieter eine Vielfalt unterschiedlicher Ladesysteme, z.B. ein- und dreiphasige AC-Lösungen, 50 kW Gleichstrom und neuerdings diskutieren wir auch schon höhere Leistungen. Daneben soll es induktive Lösungen geben. Und weiterhin werden Fahrzeuge mit unterschiedlichen Steckersystemen CCS, Typ 2 und Chademo angeboten. Diese Vielfalt zu bedienen, erhöht die Hürde für sinnvolle Investitionen bei Privatanbietern. Eine Fokussierung auf wenige, zwischen allen internationalen Anbietern abgestimmte Systeme wäre zielführend. Auch die Integration der Infrastruktur in das bestehende Stromnetz muss mit steigenden Fahrzeugzahlen gelöst werden. Im unserem Cluster Elektromobilität Süd-West wird intensiv zu diesem Thema geforscht.

Typ-2-Stecker
Schuko-Stecker

 

 

 

 

 


Franz LogenZur Person: Franz Loogen studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen. Seine beruflichen Stationen in der Automobilindustrie führten ihn entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Werksstandort über die Leitung  des After Sales Bereichs Technik Nutzfahrzeuge bis hin zur Leitung des Gesamtfahrzeugversuchs Truck. Seit 2010 ist Loogen Geschäftsführer der Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie e-mobil BW GmbH. Die e-mobil BW ist die zentrale Anlauf- und Beratungsstelle des Landes Baden-Württemberg für alle Belange rund um das Thema E-Mobilität. Ihre Hauptaufgabe ist es, den Technologiewandel hin zum vernetzten, elektrischen Fahren zu gestalten und die Industrialisierung der Elektromobilität voranzutreiben. Weitere Informationen: www.e-mobilbw.de

Diskutieren Sie mit

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Trotz niedrigem Ölpreis: Technologiewandel zum elektrischen Fahren lässt sich nicht aufhalten
4.7
18