Urban Energy Talks: Energiewende weiter denken – die EnBW als Infrastrukturpartner

Gastautor Portrait

Julie Weiss

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Nach ihrem Studium der Produktionstechnik mit Schwerpunkt Energietechnik/Energiewirtschaft begann Julie Weiss ihren beruflichen Werdegang zunächst im Nachwuchsförderungsprogramm der Netze BW GmbH. Anschließend verantwortete sie innerhalb der Stabstelle der Geschäftsführung den Aufbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur im öffentlichen und halböffentlichen Raum und wirkte an der Vorbereitung und Verhandlung eines Kooperationsmodells mit der Landeshauptstadt Stuttgart für den Betrieb der Strom- und Gasnetze mit. Nach einem Wechsel zur Konzernmutter EnBW arbeitet Julie Weiss seit 2015 als Managerin Geschäftsfeldentwicklung und Dienstleistungssteuerung im Themenfeld „urbane Infrastruktur“. Dabei gehört die strategische Bewertung des Geschäftsfeldes urbane Infrastruktur und Quartiersentwicklung zu ihren Hauptaufgaben

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26. Juli 2017

Wie sieht die Stadt der Zukunft im Jahr 2035 aus? Als Energieversorger beschäftigt sich die EnBW traditionell mit Fragen rund um die kritische Infrastruktur im Bereich der Energieversorgung von Städten und Gemeinden. Sicherheit und Zuverlässigkeit beim Betrieb und Management kritischer Infrastruktur gehören zur Kernkompetenz. Seit einiger Zeit gehen die Fragen, die uns bewegen aber auch immer stärker über das Themenfeld Energie hinaus. Dazu gehört zum Bespiel:

  • Welche (übergreifenden) Trends (Demographie, Energie, Lifestyle, Mobilität, Nachhaltigkeit, Technologie etc.) prägen Städte und urbane Räume bis 2035 weltweit?
  • Welche Veränderungen im Verhalten der Bürger bzw. Nutzer urbaner Räume werden wir beobachten?
  • Wie sieht die „Stadt der Zukunft“ aus und welche Neuerungen/Änderungen wird es in Städten geben?

Insbesondere die Bedeutung von Infrastruktur und infrastrukturnahen Dienstleistungen in der „Stadt der Zukunft“ ist uns wichtig. Also:

  • Welche Implikationen ergeben sich aus den genannten Trends/Neuerungen für urbane Infrastrukturen und infrastrukturnahe Dienstleistungen?
  • Wie werden sich bestehende Infrastrukturen verändern und welche neuartigen Infrastrukturen werden benötigt?
  • Welche Technologien werden sich in den verschiedenen Infrastrukturen und infrastruktur-nahen Dienstleistungen (traditionell/neuartig) durchsetzen? Welche Rolle wird Vernetzung/ Sektorkopplung der Infrastrukturen spielen?
  • Und wie greifen die Städte die antizipierten Veränderungen bis 2035 schon heute in Projekten auf und managen diese?

Von welchen Veränderungen gehen wir aus?

  • Stadt

Technologische Entwicklungen wie autonomes Fahren, Drohnenlogistik und das Internet der Dinge werden Städte in den kommenden 20 Jahren sichtbar verändern –  sehr viel schneller und spürbarer als in den vergangenen 20 Jahren. In den einzelnen Sektoren wird es zukünftig einiges Neues geben.

  • Energie

An vielen Orten entstehen neue Mikro- & Quartiersnetze mit eigenen dezentralen Versorgungs- und Optimierungslösungen. Die Elektrifizierung weiterer Sektoren erlebt eine Renaissance (Sektorkopplung) – insbesondere der Verkehrs- und Wärmesektor werden elektrifiziert.

Die Energieversorgung wird weiter dezentralisiert und Dinge wie Straßenbeleuchtung, Müllentsorgung und Wasserversorgung smartifiziert. Hierfür werden umfangreiche Investitionen in dezentrale Erzeugung, Stromnetze und Speicher notwendig. Neue Sensorik zur besseren Steuerung von Licht, Entsorgung und Wasser kommt hinzu.

  • Gebäude/Quartiere

Im eigenen Zuhause erfolgen mehr und mehr Prozesse automatisiert. Es existieren Roboter zum Putzen und Kochen sowie für die einfache Gesundheitsversorgung. Gebäude erkennen ihre Bewohner und Nutzer individuell, lernen deren Gewohnheiten und optimieren sich automatisch. Quartiere bekommen zunehmend Bedeutung in der Stadtentwicklung und werden weitestgehend automatisiert. Daraus folgen hohe Investitionen in Infrastrukturen im Quartier, z.B. Arealnetze, Mieterstrom, Nahwärme, in Sensorik und intelligente Geräte.

  • Mobilität

Autonome Car-Sharing-Flotten (Robotaxis, autonome Busse etc.) verändern das Stadtbild und ermöglichen günstige „on-demand-transportation“ rund um die Uhr. Der Verkehr wird zunehmend elektrifiziert und intelligent gesteuert. Es gibt weniger Staus und Unfälle, da Ampeln den Verkehrsfluss in der Stadt optimieren und insgesamt weniger Autos unterwegs sind (Sharing, keine Parkplatzsuche). Dies erfordert hohe Investitionen in Ladeinfrastruktur und den Ausbau der Stromnetze. Zudem wird ein enormer Aufbau von Sensorik notwendig sein für autonomes Fahren und intelligente Verkehrssteuerung.

  • Sicherheit

Der Bürger wird durch weit verbreitete Sensorik (z.B. Videokameras, Geräuschdetektoren) im öffentlichen Leben stärker bewacht. Künstliche Intelligenz reduziert Straftaten und macht die Stadt sicherer

  • Telko/Breitband

Die Welt ist digital und datenbasiert. Das „Internet der Dinge“ verbindet Menschen, Maschinen und Prozesse, wodurch eine Vielzahl neuer Anwendungen und Geschäftsansätze entstehen – Breitbandanwendungen im persönlichen Alltag (Mobilfunk, TV, Online) sind flächendeckend zugänglich.

  • Verwaltung

Eine integrierte kommunale Leitwarte (Plattform und Operationscenter) ermöglicht sektorübergreifende Services von Rettungsdiensten bis hin zur Meldung von Schlaglöchern oder überfüllten Mülleimern. Feedback kann jederzeit mobil vom Bürger an entsprechende Ämter übermittelt werden.

Antworten der EnBW im Bereich Infrastruktur

Als EnBW sind wir schon jetzt dabei, Antworten auf diese Entwicklungen zu finden. Zahlreiche weltweite Stadt-der-Zukunft-Projekte sind uns hierbei Vorbild und mögliche Versuchslabore. In Deutschland treibt uns auch das Thema, dass wir sehr geringe Veränderungsraten haben und neue Infrastruktur mit immensen Investitionen verbunden sind.

Mit ihrer intelligenten Straßenbeleuchtung SMIGHT und Elektromobilitätslösungen ist die EnBW schon heute ein Partner für Kommunen im Bereich Infrastruktur.
Mit ihrer intelligenten Straßenbeleuchtung SMIGHT und Elektromobilitätslösungen ist die EnBW schon heute ein Partner für Kommunen im Bereich Infrastruktur.

Deshalb wollen wir Lösungen schaffen, die auch Bestandsinfrastruktur nutzen kann. Mit SMIGHT, unserer multifunktionalen Straßenbeleuchtung, nutzen wir heute schon  Bestands-Straßenbeleuchtungsmasten für ein flächendeckendes Public-WLAN und Sensor-Netz. Mit den Sensoren können wir sowohl Umweltdaten aufnehmen, Verkehrsflüsse intelligent kontrollieren und Parkräume effizienter verwalten. Als First Mover für die Stadt der Zukunft und wichtig für die Schaffung von Akzeptanz bei den Bürgern einer Stadt sehen wir das Thema Quartiersentwicklung. In diesem Feld wollen wir unterschiedliche Sektoren (Energie, Netze, Mobilität, Kommunikation etc.) miteinander vernetzen, um ökologischeren und komfortablen Wohnraum zu schaffen und durch einen gewissen Autarkieanspruch die Energiewende in die Stadt bringen. Daneben arbeiten wir an umfassenden Elektromobilitätslösungen, die weit über das Errichten einer Ladeinfrastruktur hinaus gehen.

So sind wir bereits heute in vielen Sektoren der Stadt der Zukunft unterwegs und freuen uns auf die weiteren Entwicklungen.

„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“
Willy Brandt

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