Was machen die anderen Energieblogs? Heute: Die Energie-Experten

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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15. August 2014
Der Blick übern digitalen Gartenzaun: Energieblogs.

Die 2009 gestartete Website der Energie-Experten umfasst neben dem dort beheimateten Energieblog eine von der Deutschen Auftragsagentur GmbH betriebene Vermittlungsplattform für Experten und Fachbetriebe aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien. Im Blog wird über Innovationen und Projekte aus dem Bereich der Erneuerbaren berichtet. Zu den Themen „Erneuerbare Energien“, „Sanieren und Bauen“ sowie „Heizung“ findet sich jeweils ein kleines, gut aufbereitetes Wiki. Ergänzt wird das Angebot durch Blogartikel zu aktuellen energiepolitischen Debatten.

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Wir stellten unsere Fragen Robert Doelling, Social-Media-Beauftragter der DAA Deutsche Auftragsagentur GmbH, einem Hamburger Projektvermittler für Erneuerbare Energien.

DEZ-Blog: Was hat Sie motiviert, einen Energiewendeblog zu betreiben und was hält die Motivation lebendig?
Doelling: Die Idee zu energie-experten.org kam mir bereits Mitte 2008 als es den heutigen Begriff Energiewende so noch gar nicht gab. Ausschlaggebend war, dass ich damals Marketing Manager in einem Unternehmen war, das regenerative Energiesysteme in Norddeutschland vertrieben hat. Zum einen fiel mir relativ schnell auf, dass es im Internet nur sehr wenig wirklich belastbare Informationsquellen zu diesen Themen gab und viele nur sehr oberflächlich und häufig auch falsche Informationen wiedergaben. Dies wollte ich mit energie-experten.org ändern.

Zum anderen haben wir sehr viele Anfragen aus ganz Deutschland bekommen, die wir selbst aber nicht bearbeiten konnten. So habe ich mich auf die Suche nach Partnern gemacht, die Interesse hatten, diese Anfragen zu bearbeiten. Ich fand´s einfach schade, dass jemand Interesse an umweltfreundlichen Energieerzeugungsmethoden hat, aber keinen Experten in seiner Region findet. Die Suche nach einzelnen Partnern aber auch die adäquate und zeitnahe Weiterleitung der Anfragen gestaltete sich jedoch recht schwierig, sodass mir schnell klar wurde, dass ich hierfür eine eigene Abwicklungssoftware brauche.

Daher ist energie-experten.org auch als ein Vermittlungsportal gegründet worden, um in Deutschland Interessenten mit den jeweiligen Fachexperten zusammenzuführen. Heute arbeitet energie-experten.org in diesem Bereich mit der DAA GmbH aus Hamburg zusammen, die das deutschlandweit größte Vermittlungsnetzwerk betreibt. Gibt jemand auf energie-experten.org eine Anfrage ab, ist über die DAA gewährleistet, dass der- bzw. diejenige auch innerhalb von wenigen Tagen Kontakt zu mehreren Spezialisten aus der näheren Umgebung bekommt.

Nach mehr als fünf Jahren energie-experten.org ist meine Motivation eigentlich stetig gewachsen, dieses Portal weiter auszubauen. Ich freue mich eigentlich immer wieder, über interessante Projekte oder auch Produkte zu schreiben, denen in Photovoltaikanlage (Bild Nr. 1528)anderen Medien vermutlich keine wirkliche Beachtung geschenkt würde. Dass solche Themen allerdings interessieren, merke ich dann häufig über unsere Social Media-Kanäle oder über Bloggerkollegen, die auf diese Artikel verweisen.

DEZ-Blog: Wie beurteilen Sie den Stand der Energiewende und die Diskussion im Netz?
Doelling: Den jetzigen Stand der Energiewende erachte ich grundsätzlich als Erfolg. Als ich in der Branche angefangen habe, waren wir von den mehr als 25% selbst produzierten Ökostrom im Netz noch sehr weit entfernt. Und damals hätte man einen solchen Ausbau in der kurzen Zeit wohl nicht für möglich gehalten.

Schade ist, dass die Politik das wohl nicht so sieht und das EEG auf Kosten der Energiewende aber auch zum Leidwesen vieler tausender Arbeitsplätze, die sich gerade in den letzten Jahren in kleinen und mittelständischen Betrieben rund um regenerative Energietechnik entwickelt haben, derart reformiert hat, dass man vom EEG in den kommenden Jahren keine wirklichen Förderimpulse mehr erwarten kann. Nun heißt es, neue Modelle zu entwickeln, die PV, Wind und Co. als eigenständiges Wirtschaftsgut im Wettbewerb vermarkten helfen.

Aber, und das muss man leider immer wieder deutlich betonen, die Energiewende bezieht sich nicht nur auf die Stromerzeugung, sondern auch auf die Wärmeversorgung und den effizienten Umgang mit Energie. Beide Bereiche schneiden bei der Renditebetrachtung allerdings nur im langfristigen Vergleich wirtschaftlich besser ab als der Einsatz von Öl und Gas. Die Amortisationsdauer ist für viele Unternehmen immer noch zu lang und auch ein Großteil der Privatleute haben eine etwas zeitnähere Konsumpräferenz und möchten vielfach nicht mit deutlich mehr als dem doppelten der Anschaffungssumme für eine Wärmepumpe, oder Holzpelletheizung als für z. B. eine Gasbrennwertheizung in Vorleistung gehen. Ähnlich verhält es sich bei Wärmedämmungen. Für die einen ist es „Wahnsinn“ dafür Geld auszugeben bzw. per EnEV dazu verpflichtet zu sein. Für die anderen ist es notwendige Voraussetzung, um eine Immobilie modern zu bewirtschaften.

Die Diskussionen im Netz drehen sich meiner Meinung nach daher meistens um diese Thematik. Die Gegner sehen eher die kurzfristig hohen Kosten und lehnen daher die Energiewende ab. Die Befürworter sehen die langfristigen Kosteneinsparungen und alle damit verbundenen Vorteile für die Umwelt und die Zukunft unserer Energieversorgung. Diese Interessen stehen sich meist diametral gegenüber, sodass Diskussionen auf Facebook oder in Blogs vielfach im Sande verlaufen.

Ich bin ja ein Vertreter der Dafür-Fraktion und befürworte daher jegliche Form von Aufklärung über die rationale Beurteilungsweise von erneuerbaren Energien. Wenn man das System mal verstanden hat, hoffe ich, wird es sicherlich noch mehr Befürworter der Erneuerbaren in Deutschland geben, die bereit sind, etwas mehr auszugeben, dafür aber von langfristig günstigen Preisen und einer umweltfreundlichen Energieversorgung zu profitieren.

DEZ-Blog: Welche politischen, wissenschaftlichen oder technischen Innovationen werden den Durchbruch für eine erneuerbare Energieversorgung bringen?
Doelling: Ich glaube nicht, dass ein Durchbruch der Erneuerbaren von einzelnen, radikalen Innovationen abhängig ist. Viele kleine, inkrementelle Innovationen – wie es in Deutschland übrigens im Vergleich zu den USA aufgrund unseres Ausbildungs- und Hochschulsystems üblich ist – verbessern stetig den Wirkungsgrad oder senken die Kosten. „Den einen“ Durchbruch wird es daher nicht geben.

Außerdem befinden wir uns seit mehreren Jahren in einer Wachstumsphase, in der der, aus marketingwissenschaftlicher Sicht auch Take Off einer Technologie genannte Durchbruch durch Förderungen verwässert wurde. So wurde das sonst langsame Anlaufen einer Technologie beschleunigt und heute durch politische Regularien abgebremst. Meiner Einschätzung nach haben die Erneuerbaren bis auf wenige Ausnahmen wie z. B. die Tiefen-Geothermie den Durchbruch in technischer und auch wirtschaftlicher Hinsicht bereits geschafft.

DEZ-Blog: Wann wird es in Deutschland bei Strom, Wärme und Verkehr soweit sein?
Doelling: Es gibt diesbezüglich ja relativ genaue Ausbauziele, wann in welchem Bereich welche Maßnahmen umgesetzt sein sollen. Dass diese Ziele selbst für die Politik von keinerlei Belang sind, zeigen ja die aktuellen Entscheidungen. Letztlich sind solche Pläne auch mit unserem marktwirtschaftlichen System inkompatibel.

Meiner Meinung nach ist die einzige relevante Variable der politische Willen und auch der Willen der Bevölkerung, die Energiewende auch ohne ein EEG umsetzen zu wollen. Von der Politik müssen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene daher den Erneuerbaren die gleichen Chancen eingeräumt werden wie allen anderen Wirtschaftszweigen auch. Momentan drohen die Erneuerbaren jedoch deutlich überreguliert zu werden, sodass ein weiterer Ausbauboom wohl um ein paar Jahre verzögert werden wird.

Da die klassische Energiewirtschaft und die Politik die Mitarbeit an der Integration der Erneuerbaren offensichtlich verweigern, werden die Probleme somit allerdings nur aufgeschoben und in ein paar Jahren umso größer zurückkommen. Daher wäre es jetzt sinnvoll, nicht das EEG scheibchenweise abzuschaffen, sondern die Weichen für eine Zusammenführung der klassischen und der neuen Energiewirtschaft auf Augenhöhe zu stellen. Auch wenn Sigmar Gabriel dies in seinem jüngst vorgestellten 10-Punkte-Programm für sich proklamiert, so werden in der Praxis bisher nur Verhinderungsgesetze verabschiedet. Das kann sich in ein paar Jahren rächen.

DEZ-Blog: Vielen Dank.
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