Umfrage: In welchem Bereich wird die Energiewende 2016 die größten Fortschritte machen?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
11. Januar 2016

Die Energiewende kennt viele Pfade. Manche wie die CO2-Minderung im Verkehrsbereich warten immer noch auf eine erste Nutzung, während andere wie der Ausbau der Erneuerbaren schon gut eingelaufen sind.  Das am 12. Dezember 2015 in Paris beschlossene Weltklima-Abkommen wird aus den Pfaden der deutschen Energiewende in diesem Jahr noch keine Autobahnen machen. Wir werden in diesem Jahr genug damit zu haben, die bestehende Agenda umzusetzen. Zur Erinnerung: Bis 2020 wollen wir die Emissionen der Treibhausgase um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Erreicht wurden erst 28 Prozent. Wo werden die fehlenden 12 Prozent herkommen?  Wo wird die Energiewende 2016 die größten Fortschritte machen?

Fortschritte bei der Elektromobilität?

Hier ist der Nachholbedarf besonders groß. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen, ist noch weit entfernt. Im letzten Jahr lag die Zahl der Neuzulassungen bei 12.363 Elektroautos. Einschließlich der Hybridfahrzeuge lag der Anteil der alternativen Antriebe gerade einmal bei 1,7 Prozent. Anders in Norwegen, wo der Kauf von Elektrofahrzeugen gefördert wird. Dort war jeder sechste neue Pkw ein Elektrofahrzeug.
Kein Wunder also, dass auch in der Bundesregierung über Kaufanreize diskutiert wird.  Während die Umweltministerin drängt, mauert der Verkehrsminister. Sind das die richtigen Voraussetzungen für Fortschritte der Energiewende in diesem Segment?

Kohle: Kommt der Einstieg in den Ausstieg?

Die Minderungsziele bei den Treibhausgasen sehen in Deutschland eine Reduktion gegenüber dem Basisjahr 1990 um 55 % bis zum Jahr 2030, 70 % bis zum Jahr 2040 und 80-95 % bis zum Jahr 2050 vor. Die Bundesregierung hat diese Ziele im Dezember 2014 im Aktionsprogramm Klimaschutz bekräftigt. Da die Stromerzeugung für ca. ein Drittel der CO2-Emissionen Boxberg2in Deutschland verantwortlich ist (287 Mio. t. CO2 in 2014), führt mittelfristig kein Weg daran vorbei, weitere Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen. Der heimische Energieträger Braunkohle mit seinem enormen Landschaftsverbrauch und einem CO2-Ausstoß von mehr als 1.000 g/kWh dürfte dabei besonders im Focus stehen.
Doch trotz der wachsenden Konflikte in den Revieren am Niederrhein und in der Lausitz gibt es aus der Politik keine Signale über Vorüberlegungen in diese Richtung, geschweige denn über Pläne oder Lösungen. Die betroffenen Bundesländer beharren ebenso wie die Unternehmen und die Gewerkschaften auf einer ungebremsten Fortführung der Kohleverstromung, obwohl jedermann weiß: Aus Gründen des Klimaschutzes, der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Unvereinbarkeit der trägen Kraftwerke mit den Flexibilitätsansprüchen der Energiewende ist das Auslaufen unvermeidlich. Fehlt nur der Mut, das heiße Eisen anzufassen?

Energie-Effizienz im Gebäudebereich: Kommt 2016 der große Wurf?

Fast 40 Prozent unserer Energie verbrauchen wir in den Gebäuden, 21 Prozent der Treibhausgase haben hier ihren Ursprung und die Einsparpotenziale sind gigantisch. Bis zu 10 Mio. t. CO2 will die Bundesregierung in diesem Handlungsfeld einsparen. Erfolge konnten auch schon verbucht werden, im wesentlichen gehen sie aber auf das Konto des milden Winters. Nach wie vor ist die Sanierungsquote mit 0,8 Prozentpunkten viel zu gering, nötig wäre eine Quote über 2 Prozent, um die Klimaziele zu erreichen.
Das wäre aber in Zeiten extrem billigen Öls und Gas nur zu schaffen, wenn die zahlreichen Einzelmaßnahmen des NAPE ausreichend finanziell untersetzt (die Dena fordert eine Verdreifachung der Mittel) und durch eine Steuerbefreiung ergänzt würden. Dies scheiterte aber bislang am Widerspruch des Bundesfinanzministers und der CSU.

Energiewende 2016, NAPE

Aufholjagd beim Ausbau der Erneuerbaren Energien?

Für die Erneuerbaren Energien war 2015 ein maues Jahr. Der Zubau blieb weit hinter den Erwartungen zurück, beim Wind lag er mit 3.600 Megawatt weit unter dem Niveau des Vorjahres (4.750 Megawatt). Und bei der Fotovoltaik wurde mit gerade einmal 1.400 MW sogar der von der Politik angestrebte Zielkorridor von 2.400 MW um Längen verfehlt.  Damit droht Deutschland sich von einem globalen Boom bei den Erneuerbaren abzukoppeln: In den USA wurde die Förderung des Solarstroms um fünf Jahre verlängert, Indien hat ein Ausbauziel für 2020 von 100 GW und China zum gleichen Zeitpunkt von 150 GW aufgestellt.
Jetzt darf man gespannt sein, ob und wie die Politik reagiert. Vielleicht bedarf es der Hilfe der Politik gar nicht, weil der Ausbau auf Grund der sinkenden Preise für Speicher ein allein vom Markt gesteuerter sein wird?

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