Energiewende aus erster Hand für Medien weltweit

Gastautor Portrait

Sven Egenter

Clean Energy Wire

Sven Egenter leitet als Chefredakteur und Geschäftsführer den Clean Energy Wire. Er arbeitete 12 Jahre für die Nachrichtenagentur Reuters in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien. Er leitete 2010 das Reuters Büro in der Schweiz und führte zuletzt in London als Chief Economics Correspondent das Team, das über die britische Wirtschaft berichtet. Er unterrichtete Journalismus an der Kingston University und hat einen Master in Journalismus der Universität Boston sowie ein Diplom in Volkswirtschaft der Wilhelms-Universität Münster.

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30. März 2016

Keine drei Minuten diskutiert die Panel-Runde im Braunkohle-Revier und schon stecken die elf vom Clean Energy Wire (CLEW) eingeladenen internationalen Journalistinnen und Journalisten mitten in einer emotionsgeladenen Energiewende-Debatte. „Können wir ein Kohle-Ausstiegsdatum politisch vorgeben? Ich glaube: Nein!“, sagt die Redakteurin der Lausitzer Rundschau. „Wir leben in einer Art von Zombie-Gesellschaft, die Zeit der Kohle ist vorbei“, hält der Chef des Solarverbandes dagegen. Den klaren Worten zum Auftakt folgt eine Diskussion um Klimaziele, Energiesicherheit, Jobs und Strukturwandel, garniert mit einer guten Dosis deutscher Geschichte und persönlicher Erfahrungen.

Recherchereisen wie diese sind Teil unseres Angebots, mit dem wir bei CLEW internationalen Medien die Berichterstattung über die deutsche Energie- und Klimapolitik erleichtern. Das ausländische Interesse am deutschen Generationenprojekt Energiewende ist groß, nicht erst seit dem historischen Klima-Abkommen von Paris. Doch die Untiefen der Energiepolitik, nationale Eigenheiten und die deutsche Sprache machen das Thema oftmals zu einem Buch mit sieben Siegeln. Agenturen wie Reuters oder Bloomberg berichten zwar über wichtige Entscheidungen. Zudem hat die Bundesregierung ihr englischsprachiges Angebot ausgebaut, und die Heinrich-Böll-Stiftung erklärt auf energytransition.de das oft sperrige Thema. Doch als stiftungsfinanziertes Projekt liefert CLEW ein inhaltlich unabhängiges Angebot gezielt für Journalisten, auf das selbst Berlin-Korrespondenten internationaler Medien zurückgreifen.

Die Stiftung Mercator und die European Climate Foundation brachten den Clean Energy Wire 2014 auf den Weg, um eine qualitativ hochwertige journalistische Berichterstattung zu erleichtern – die letztendlich für eine erfolgreiche Energiewende und den Klimaschutz mitentscheidend ist.

Dabei hält unsere eigene journalistische Arbeit auf www.cleanenergywire.org die Kolleginnen und Kollegen über Fortschritte und Stolpersteine auf dem Laufenden. Drei Korrespondenten stellen täglich einen frei verfügbaren Nachrichtenüberblick zur deutschen Energie- und Klimapolitik auf Englisch zusammen. Über wichtige Ereignisse berichten wir mit eigenen Artikeln. Ausführliche Dossiers zu den großen Themen der Energiepolitik und über 50 Faktenblätter zu komplizierten Details liefern Hintergrund und Überblick.

Das siebenköpfige Team hilft zudem bei Recherchen, wenn Journalisten spezifische Fragen logoclewhaben. Dabei stand anfangs oft das „Warum?“ des deutschen Weges im Vordergrund, nicht nur die CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern gleichzeitig auch aus der Kernenergie auszusteigen. Inzwischen wächst das Interesse an konkreten Schritten und ihren Folgen. So schickt der Wirtschaftsreporter einer japanischen Tageszeitung eine Liste mit Fragen zum neuen Stromversorger-Markt. „Braucht Japan Stadtwerke?“, fragt er und sucht Kontakt zu Unternehmen und Experten. Ein Korrespondent in London möchte Daten zum Stromexport, und ein Blogger aus den USA will wissen, wie viel Energie die Stadt Berlin verbraucht.

Viele Anfragen spiegeln die Debatten in Deutschland und der Welt wider. Das zeigen auch die Zugriffe auf unsere Faktenblätter, auf die inzwischen Medien wie die New York Times oder Atlantic Monthly verlinken. Auf Platz eins hält sich: Was zahlen die Deutschen für ihren Strom?“ Doch die Klimaschutz-Frage holt auf: Das Material zu Klimazielen und Emissionsdaten liegt nur noch wenige Klicks zurück. Bei schwierigen Themen wie zum Beispiel dem Strommarkt finden sich Links zu unserem Material inzwischen auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen oder bei Think Tanks.

Seit Paris hat das Thema Kohleausstieg besondere Konjunktur. Unsere 2-Tages-Tour hat den Journalistinnen und Journalisten von Medien aus Großbritannien, Frankreich, Polen, Slowenien und den Vereinigten Staaten keine endgültigen Antworten zu Datum oder Plänen geliefert. Viele persönliche Eindrücke, Kontext und ein Gefühl für die Debatte haben sie aber mitgenommen. 

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Julian WettengelKo-Autor dieses Beitrages ist Julian Wettengel. Er arbeitet als Junior Correspondent für den Clean Energy Wire. Als Parlamentarischer Assistent des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Europäischen Parlament war er zuvor für das Verfassen von Reden, Artikeln und Briefings zu außenpolitischen Themen verantwortlich. Vor seiner Zeit in Brüssel arbeitete er als wissenschaftlicher Rechercheassistent für eine Professorin der George Washington University und als Kamera- und Recherche-Assistent bei einer Reihe von TV Produktionen. Er hat einen Magister der Politikwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

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