Ich packe mein Elektroauto …

Gastautor Portrait

Jana Höffner

Electrify-BW e.V.

Jana Höffner bloggt unter www.ZoePionierin.de seit 2012 zum Thema Elektromobilität. 2013 bekam sie einen Renault ZOE und ist seit dem nur noch elektrisch unterwegs. 2016 musste der ZOE einem Tesla Model S weichen. Inzwischen hat sie über 150.000 elektrische Kilometer Erfahrung. Sie ist Gründungsmitglied und zweite Vorsitzende von Electrify-BW e.V. – einem gemeinnützigen Verein zur Förderung der Elektromobilität und alternativer Verkehrskonzepte. Zusammen mit Jérôme Brunelle produziert sie den Electrify-BW Podcast.

weiterlesen
20. November 2017

Wer ein Auto kauft, dem muss man nicht sagen, wo er es tanken kann. Bei einem Elektroauto sieht die Sache schon anders aus. Daher geben wir einen kleinen Überblick, was es alles braucht, um mit dem Elektroauto sorgenfrei unterwegs zu sein.

Die Tankstelle kann künftig links liegen bleiben. Denn das Elektroauto braucht weder Benzin noch Diesel. Es gibt sich mit einfachem Strom zufrieden. Und Strom gibt es schließlich überall oder?

Laden zu Hause

Eigentlich reicht eine einfache Haushaltssteckdose, um das Auto aufzuladen. Bei den meisten Elektroautos gehört ein entsprechendes Ladekabel zur Grundausstattung. Doch bevor Sie jetzt das Auto einfach mit der Kabeltrommel in die alte Steckdose an der Terrasse stecken, sollten Sie ein paar Dinge beachten. Es ist dringend empfohlen, dass sich ein Elektriker die Installation anschaut und Steckdose, Verkabelung, Verteilung und Absicherung überprüft. Defekte Steckdosen, zu dünne Kabel oder lose Kontakte in der Verteilung sind ein Risiko. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Brand kommen. Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen sind Tabu. Die Steckdose sollte sich also am Stellplatz befinden. Wichtig ist auch, dass neben dem Auto kein weiterer Verbraucher im gleichen Stromkreis (Sicherung) hängt.

Elektromobilität

Die Haushaltssteckdose – auch Schuko-Steckdose genannt – hat den Vorteil, verhältnismäßig günstig zu sein. Der Nachteil ist, dass sie nur eine begrenzte Leistung zu Verfügung stellt. So reicht es zwar den Akku eines Smart ED mit einer Schuko-Steckdose über Nacht zu füllen, bei einem Tesla mit einer bis zu 100 Kilowattstunden großen Batterie kann es aber schon mal über zwei Tage dauern bis die Batterie wieder aufgeladen ist.

Komfortabler, schneller und sicherer geht es mit einer Wallbox. Die Wallbox ist ein intelligenter Schalter. Sie übernimmt die Kommunikation mit dem Fahrzeug und ermöglicht es mit mehr Leistung zu laden, wenn sie einen entsprechend starken Stromanschluss hat. An der Wallbox ist entweder der genormte Typ 2-Stecker für Elektroautos oder ein fest angeschlagenes Kabel, das in den Ladeanschluss des Autos passt. Auch die Wallbox muss von einer Elektrofachkraft installiert werden. Sie braucht einen gesonderten Abzweig in der Hausverteilung. Es gibt Modelle, die über die nötigen Leistungsschutz- und Fehlerstromschutzschalter verfügen. Ansonsten müssen die Sicherungen in die Hausinstallation.

Es gibt auch mobile Wallboxen, die an eine Starkstromsteckdose angeschlossen werden. Der Vorteil ist, dass sie kaum mehr Platz wegnehmen als ein normales Typ 2-Ladekabel und auf Reisen einfach in den Kofferraum passen. So kann das Elektroauto auch am Ziel an einer Starkstromsteckdose aufladen. Aber auch hier gilt: Vorsicht bei unbekannten Installationen. Wenn Sie eine Starkstromsteckdose in der Garage haben, sollte auch hier eine Elektrofachkraft die Installation überprüfen.

Laden unterwegs

Das Elektroauto soll auch unterwegs an Strom kommen. Um an öffentlichen Ladesäulen laden zu können, braucht es Ladekarten, Apps oder Kreditkarten. An manchen Säulen fließt der Strom auch einfach so. Die gute Nachricht ist, dass die Zeiten in denen man 30 Ladekarten brauchte, um überall laden zu können sind vorbei. Immer mehr Anbieter schließen sich Roamingverbünden an. Ohne Grundausstattung sollte man aber nicht auf Reisen gehen. Daher sollten folgende drei Zugänge in keinem Elektroauto fehlen.

  • NewMotion: Der Roaminganbieter bietet europaweit Zugang zu über 50.000 Ladepunkten. Der Schwerpunkt liegt dabei in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Österreich und der Schweiz. Wobei immer mehr Länder und Anbieter hinzukommen. Die Ladekarte ist kostenlos. Kosten fallen nur an, wenn tatsächlich geladen wird. Wie hoch die Kosten für die Ladung sind, bekommt man in der NewMotion-App angezeigt. Die App hilft auch dabei Ladestationen zu finden und kann den Ladevorgang starten. Die Preise variieren je nach Anbieter.
  • PlugSurfing: Der Roaminganbieter bietet ebenfalls europaweit Zugang zu über 50.000 Ladepunkten in Europa. Das Verbreitungsgebiet ist ähnlich wie bei NewMotion aber nicht 100 Prozent deckungsgleich. Viele Ladestationen lassen sich sowohl mit NewMotion als auch mit PlugSurfing aktiveren. Allerdings ist unter Umständen mal der eine, mal der andere günstiger. Statt einer Ladekarte gibt es einen praktischen Schlüsselanhänger, der einmalig 9,95 Euro kostet. Weitere Kosten entstehen nur, wenn tatsächlich geladen wird. Auch hier hilft eine App bei der Suche nach Ladestation. Die Ladevorgänge können auch über die App gestartet werden.
  • BEW Autostrom: Die Bergische Energie und Wasserversorgung ist Mitglied im innogy-Roamingverband. Sie bietet einen Autostromtarif, der im Quartal einen Mindestumsatz von 4,99 Euro kostet. Damit hat man Zugang zu allen Ladesäulen von innogy und seinen Partnern. Die Kilowattstunde kostet dann maximal 30 Cent. Statt einer Ladekarte gibt es hier eine App über die die Ladestationen zu finden sind und die Ladung gestartet werden kann.
Das Elektroauto-Quartett von Electrify-BW e.V.
Das Elektroauto-Quartett von Electrify-BW e.V.

Wer diese drei Optionen an Bord hat, kann mit dem Elektroauto eigentlich nicht mehr liegenbleiben.

Neben diesen Optionen sollte man auf jeden Fall schauen, welches Angebot der lokale Anbieter hat. Denn Roaminganbieter verlangen häufig einen höheren Preis. So kostet die Stunde an einer EnBW-Ladesäule mit NewMotion und Plugsurfing 4,20 Euro. Mit der EnBW-Prepaidkarte 5,00 Euro und mit der Vertragskarte von EnBW je nach Ladeleistung zwischen 1,00 und 3,00 Euro. Allerdings kostet die Vertragskarte 7,90 Euro Grundgebühr – lohnt sich also nur für Viellader.

Das Netz an Stromtankstellen wird immer dichter. Auch Schnellladestationen gibt es immer mehr. So sind auch mittlere Strecken mit den meisten modernen Elektroautos kein Problem mehr. So gibt es in Baden-Württemberg inzwischen an jeder Autobahnraststätte Schnellladestationen.

Welche Elektroautos es eigentlich gibt, können sie spielerisch mit dem Elektroauto-Quartett von Electrify-BW e.V. entdecken.

Electrify-BW e.V. steht Ihnen auch mit Rat und Tat bei allen Fragen rund um die Elektromobilität zur Seite. Schauen Sie einfach mal auf einer der zahlreichen Veranstaltungen vorbei oder hören Sie in den Podcast rein.

Diskutieren Sie mit

  1. Windmüller

    vor 6 Jahren

    E Auto Fahrern wird das Leben unnötig schwer gemacht. Es ist möglich, auch lange Strecken elektrisch zu fahren, man muss dann aber ein halbes Dutzend Ladekarten dabei haben. Wir haben unseren Zoe in Erfurt gekauft, und nach Ostwestfalen gefahren. Die Überführung war live adventure, aber es geht. Mit einer Vereinheitlichung wäre ganz, ganz viel erreicht. Für das Laden daheim habe ich mir eine 11 KW wallbox an die Wand geschraubt.

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Ich packe mein Elektroauto …
4.6
9