Energiewende aktuell: Werden sich die Investitionen in Offshore-Windenergie auszahlen?

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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20. Oktober 2015
Hier kommt die Auswertung unserer letzten Umfrage zu aktuellen Energiepolitik, Umfrage, Energiewende aktuell
Werden sich die Investitionen in Offshore-Windenergie langfristig auszahlen?

Das wollten wir in unserer letzten Umfrage von Ihnen wissen. Es gab ein eindeutiges Ergebnis: 65 Prozent votierten mit Ja, 35 Prozent meinen, die Investition in Offshore-Windenergie würden sich nicht auszahlen. Bei uns im Forum ist dazu eine fachkundige Diskussion mit den zentralen Argumenten geführt worden. Daher an dieser Stelle mal ein dickes Dankeschön an alle, die bei uns mit ihrem Know-how die Debatte führen und so für mehr Transparenz bei der Diskussion um die Energiewende sorgen.

Offshore-Windenergie ist teurer als andere Erneuerbare. Neben der erhöhten Einspeisevergütung entstehen weitere Kosten für die Netzanbindung. Und dass der Offshore-Ausbau auch zusätzlichen Druck, zwar nur relativ kleinen, auf den Ausbau der Netztrassen in den Süden ausübt, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Als Bürgerenergie-Projekt eignet sich Offshore definitiv nicht. Dazu sind die Investitionsvolumina viel zu gewaltig, ohne einen finanzstarken Lead-Investor sind Offshore-Projekte definitiv nicht zu stemmen. Dass Unternehmen wie die EnBW Beteiligungen an ihren Investitionen ermöglich und zahlreiche Stadtwerke mit ins hochseetaugliche Boot geholt haben, tröstet die Verfechter einer dezentralen Energiewende nicht.

Offshore-Windenergie ist noch teurer als andere Erneuerbare, sagen die Verfechter der Offshore-WindparkTechnologie. Noch, weil sie glauben, dass sich das ändern wird. An guten Standorten ist Onshore-Wind derzeit die günstigste Energiequelle überhaupt. Um dorthin zu kommen, hat es über 25 Jahre Entwicklung und globaler Marktentfaltung bedurft. Windturbinen sind zur Massenware geworden. Es sind Modelle, die die Entwicklungs- und Forschungsarbeit der letzten Jahrzehnte repräsentierten. Offshore ist dagegen noch ein relativ neues und ein zugleich komplexeres Feld, das mit den Herausforderungen des Baus und der Instandhaltung auf hoher See fertig werden muss.

Unbestritten dürfte sein, dass Offshore-Windenergie ein global stark wachsender, künftig Milliarden schwerer Markt ist, auf dem die Claims noch nicht abgesteckt sind. Und hier liegen wahrscheinlich aus die Beweggründe der Politik, über die erhöhte Einspeisevergütung weitere Investitionen in die Offshore-Windenergie anzuregen. Die Liste des Kuratoriums der Stiftung „Offshore Windenergie“ ist das Who-is-Who der deutschen Offshore-Industrie: Von der Bauwirtschaft über die Banken bis hin zu den Versicherungen und Energieversorgern ist hier alles vertreten. Hier geht es um aktive Industriepolitik. Wer will, dass Deutschland mit seinen Produkten bei der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft vorne mit dabei ist, wird sich schwer tun, diese Industriepolitik zu kritisieren.

Die Sitze der meisten Firmen, die sich im Offshore-Bereich engagieren, liegen in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Alles Länder, deren Bruttowertschöpfung pro Kopf im deutschlandweiten Vergleich nicht ganz vorne liegen. Daher ist die Förderung der Offshore-Windenergie auch aktive Infrastrukturpolitik zu Gunsten der nördlichen Bundesländer, die unter dem Niedergang des Schiffbaus und der Fischerei hart gelitten haben. Ob man auf den Werften Schiffe und Ölbohrplattformen baut oder die Voraussetzungen für den Bau von Windkraftanlagen auf hoher See schafft, ist technologisch nicht so unterschiedlich. Ökologisch macht es Sinn. Strukturpolitisch auch.

Unsere Umfrage lief vom 6. bis zum 18. Oktober. An ihr nahmen 74 Personen teil.

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