Kein Klimaschutz ohne Erdgas

Gastautor Portrait

Dr. Timm Kehler

Gastautor

Dr. Timm Kehler ist Vorstand von Zukunft ERDGAS e.V., der Initiative der deutschen Gaswirtschaft. Hinter Zukunft ERDGAS stehen führende Unternehmen der Erdgaswirtschaft wie Importeure, Regionalversorger und Stadtwerke. Von 2009 bis 2015 war Dr. Kehler Sprecher der Geschäftsführung der erdgas mobil GmbH, deren Geschäft heute von Zukunft ERDGAS fortgeführt wird. Der promovierte Maschinenbauer und Industriedesigner war zuvor über zwölf Jahre bei der BMW Group in verschiedenen Führungspositionen tätig – unter anderem in den Bereichen Design, Marken- und Produktstrategie sowie Marketing.

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20. Mai 2016

Im Dezember wurden die Ergebnisse der Pariser Klimakonferenz noch bejubelt – doch schon jetzt herrscht Katerstimmung. Für das Jahr 2015 prognostiziert das Umweltbundesamt für Deutschland einen erneuten Anstieg der Treibhausgas-Emissionen. Um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, muss deshalb möglichst schnell und effektiv CO2 eingespart werden. Effiziente Erdgas-Technologien spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Die Kluft zwischen den ehrgeizigen Klimazielen und der Realität wird offenkundig: Nach der aktuellen Nahzeitprognose des Umweltbundesamtes wuchs der CO2-Ausstoß in Deutschland im vergangenen Jahr um sechs auf insgesamt 908 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht einer Steigerung um 0,7 Prozent. Geht es so weiter, wird Deutschland sein selbstgestecktes Ziel, bis 2020 den Treibhausgas-Ausstoß um 40 Prozent zu reduzieren, verfehlen.

Um etwas für den Klimaschutz zu tun ist es notwendig, die aktuell noch relativ hohen Treibhausgasemissionen in Deutschland zu senken. Gas kann als alternativer Energieträger zur Verringerung des CO2 Ausstoßes beitragen.
Quelle: UBA Emissionssituation Stand: 11.02.2016

Effektiver Klimaschutz funktioniert nur mit Sektorenkopplung

Die Ursachen für den Anstieg der CO2-Emissionen ziehen sich dabei quer durch alle Sektoren. Neben dem Verkehrsbereich ist vor allem der witterungsbedingt erhöhte Heizungsbedarf – mit einem Plus von 4,5 Prozent – eine Hauptursache für den aktuellen Emissionsanstieg.

Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben will, muss deshalb mehr im Auge haben, als nur die Stromerzeugung. Er muss alle relevanten Sektoren koppeln und auch den Mobilitäts- und Wärmemarkt einbeziehen. Als CO2-ärmster aller konventionellen Energieträger spielt Erdgas mit seinen hocheffizienten Anwendungstechnologien bei der Neugestaltung der Energielandschaft deshalb eine zentrale Rolle.

Hoher Modernisierungsbedarf

Schnelle Klima-Fortschritte sind vor allem in den deutschen Heizungskellern erzielbar. Von den rund 20 Millionen Anlagen sind nur 23 Prozent auf dem heutigen Stand der Technik. Dennoch werden pro Jahr nur etwa drei Prozent der installierten Anlagen modernisiert. Dabei lässt sich schon durch die Umstellung von einem alten Gaskessel auf moderne Erdgas-Brennwerttechnik der CO2-Ausstoß um rund 30 Prozent verringern. Das ist nicht nur klimafreundlich, sondern spart auch bares Geld. Mit Erdgas lässt sich so pro investiertem Euro soviel CO2 einsparen, wie bei keinem anderen Energieträger.

Schon heute die Heiztechnologie von morgen

Für Neubauten besonders interessant: die Brennstoffzellenheizung. Mit ihr lassen sich die Verbrauchs- und Betriebskosten noch weiter senken. Und auch in puncto CO2-Ausstoß ist diese Heizung eine Klasse für sich. Im Vergleich zum Erdgas-Brennwertkessel emittiert sie noch einmal 30 Prozent weniger CO2. Der Grund: in der Brennstoffstelle wird Erdgas nicht verbrannt, sondern in einem elektrochemischen Prozess in Strom und Wärme umgewandelt. Neben einem sehr hohen Wirkungsgrad von 90 Prozent und mehr, bringt das einen weiteren Vorteil: der Verbraucher macht sich durch die eigene Stromproduktion von steigenden Preisen unabhängiger.

Die Effizienzklassen weisen darauf hin, wie leistungsfähig eine Erdgas-Heizung ist. Die Brennstoffzellenheizung ist eines der effizientesten Modelle und hat Dank ihrer geringen CO2-Emissionen einen positiven Einfluss auf den Klimaschutz.
Effizienzklassen für Erdgas-Heizungen

Brennstoffzellenheizung: Japan als Vorbild

Auch wenn die Brennstoffzellenheizung in Deutschland noch recht neu im Markt ist: Die Technologie dahinter ist ausgereift, die Preise sinken und der Staat fördert den Einsatz. Die Alltagstauglichkeit beweist der Blick nach Japan. Dort sind in den letzten Jahren bereits zehntausende Brennstoffzellenheizungen in Privathäusern installiert worden – und verrichten zuverlässig ihren Dienst.

Mobilität: Sparpotenzial mit Erdgas nutzen

Der Verkehrsbereich hat bislang die geringsten CO2-Einsparungen zu verzeichnen. Keine Frage: Auch hier hat der Einsatz moderner Erdgas-Technologie ein großes Sparpotenzial. Erdgasfahrzeuge verursachen rund ein Viertel weniger CO2-Emissionen als Benziner und fahren nahezu klimaneutral, wenn sie mit regenerativem Erdgas betrieben werden. Sie unterschreiten die scharfe Euro-6-Norm, und das nicht nur auf dem Prüfstand, sondern in der Praxis.

Aber: aktuell sind auf deutschen Straßen, trotz eines gut ausgebauten Tankstellennetzes, nur rund 100.000 Erdgasfahrzeuge unterwegs. Damit diese Zahl in Zukunft wieder steigt, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Politik, Verbänden und Autoherstellern und –Händlern.

Erdgas ist Teil der Energiewende

Die Pariser Klimaschutzziele sind mit einer reinen Stromwende nicht zu schaffen. Es braucht eine umfassende Energiewende, die sowohl den Wärme- als auch den Mobilitätsmarkt einbezieht. Erdgas ist dafür der ideale Partner. Wie kein anderer Energieträger kann es witterungsbedingte Leistungsschwankungen der Erneuerbaren ausgleichen. Beispielsweise durch Power-to-Gas-Lösungen, mit denen überschüssiger, regenerativ erzeugter Strom in Wasserstoff umgewandelt und gespeichert werden kann. Der Clou: für die Speicherung kann das bereits vorhandene, 505.000 Kilometer lange, deutsche Erdgas-Leitungsnetz genutzt werden. Extra Investitionen sind also unnötig. Regenerativ erzeugter Wasserstoff wird durch Methansynthese einfach zu synthetischem, erneuerbarem Erdgas weiterverarbeitet. Kapazitätsüberschüsse aus Sonnen- und Windenergie können so nach Bedarf wieder zur Verfügung gestellt werden: kurzfristig, zuverlässig und klimaschonend.

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