Umfrageergebnis: Werden die Kosten der Energiewende gerecht verteilt?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
03. April 2017
Werden die Kosten der Energiewende gerecht verteilt?

Werden die Kosten der Energiewende gerecht verteilt? Das wollten wir in der letzten Umfrage von Ihnen wissen. Das Ergebnis ist eindeutig: Satte 73 Prozent meinen, die Kosten der Energiewende werden nicht gerecht verteilt. 27 Prozent bewerten die Kostenverteilung als gerecht. Was sind die Ursachen für diese klare Mehrheit? Bedeutet dies auch, dass Einigkeit darüber herrscht, wie die Gerechtigkeitslücke zu schließen ist?

Kosten der Energiewende in Deutschland besonders hoch

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Kosten der Energiewende in Deutschland besonders hoch sind. Wir haben nach Dänemark die höchsten Strompreise für Endverbraucher in Europa. Der Teil des Strompreises, der durch staatlich festgelegte Steuern und Abgaben bestimmt wird, ist überproportional angestiegen. Aktuell machen Steuern und Abgaben 54 Prozent des Strompreises beim Endverbraucher aus.

Werden die Kosten der Energiewende gerecht veteilt?

Ein noch drastischeres Bild ergibt sich, wenn man auf den Handelspreis schaut. 70 Prozent des Preises sind staatlich indiziert.

Weit weg von den Marktpreisen bewegen sich auch die Preise für die Erzeugung der Erneuerbaren. Für die 80 GW, die wir an EE-Kapazität aufgebaut haben, werden über 20 Jahre Einspeisevergütungen gezahlt. Deren Höhe beträgt zum Teil ein Vielfaches dessen, was der Strom aus erneuerbaren Energien heute auf dem Markt kostet.  Als First Mover zahlen wir einen hohen Preis. Und wir haben vermeidbare Fehler gemacht. Das sieht auch Felix Matthes vom Öko-Institut in Freiberg so. Die Dänen vergüten für Offshore-Strom gerade einmal halb so viel wie wir.

Kosten der Energiewende als Investionsbremse?

Kritiker lasten der Energiewende sogar an, für die rückläufige Investitionsquote in der Industrie verantwortlich zu sein. Der Energieredakteur Daniel Wetzel spricht im Interview mit dem Energiewendeblog von einem „Substanz-Abbau“. Diese Sicht widerspricht dem Bild, das der deutsche Finanzminister von der Investitionstätigkeit zeichnet.

Werden die Kosten der Energiewende gerecht verteilt?
Die Investitionsquote in Deutschland ist die höchste in der EU und liegt weit vor der in den USA.

Mögen die Kosten der Energiewende zu hoch oder angemessen sein – bei der Verteilung sind sich alle einig: die ist ungerecht. Zuvorderst stöhnen einige Energieversorger. Mit einem Blick auf deren Bilanzen lässt sich dies nachvollziehen. Die Industrie stöhnt ohnehin. Der Mittelstand sieht sich, nicht zu Unrecht, besonderen Belastungen ausgesetzt. Und auch die jungen Unternehmer fürchten um ihre Position im internationalen Wettbewerb.

Und dass die Verbraucher über Gebühr belastet werden, ist hinreichend bekannt. Eine aktuelle Untersuchung des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung kommt zu dem Ergebnis:

Die Energiewende bürdet den Verbrauchern zunehmende Lasten auf. Relativ zu ihrem Einkommen fallen diese Belastungen für einkommensschwache Haushalte stärker aus als für einkommensstarke Haushalte. Die Ergebnisse unserer empirischen Erhebung unter mehr als 11.000 Haushalten zeigen jedoch, dass in der Regel eine Aufteilung der Kosten der Energiewende gewünscht wird, die Haushalte mit hohen Einkommen vergleichsweise stärker in die Pflicht nimmt als einkommensschwache Haushalte.“

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat für die Mieter klare Forderungen formuliert, um zu einer gerechten Verteilung der Kosten der Energiewende zu kommen. Dazu gehört unter anderem der Mieterstrom, der die Gerechtigkeitslücke gegenüber den Besitzern von Eigenheim schließen soll.

So viele Gruppen sehen sich bei der Verteilung der Kosten der Energiewende benachteiligt. Ist das ein Indiz, dass doch einiges richtig läuft?

Unsere Umfrage lief vom 12. Februar bis zum 28. März. An ihr nahmen 98 Personen teil. Zur aktuellen Umfrage „Klimapolitik post-Trump – Haben sich Ihre Befürchtungen erfüllt?“ geht es hier entlang.

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  1. Peters

    vor 7 Jahren

    @Uwe Buchholtz: Sehe ich genauso! Die Umlagen müsssten nach Einkommen verteilt werden, dass Studenten, Alleinerziehende etc. zum Teil mehr als 15% des winzigen Einkommens für Strom zahlen müssen kann und darf nicht richtig sein. Beide sind wichtige Bestandteile unserer Gesellschaft und sollten nicht bestraft werden um Unternehmen zu schützen. Hinzu kommen auch noch die Exportüberschüsse

  2. Uwe Buchholtz

    vor 7 Jahren

    In Deutschland brauchen viele Unternehmen keine EEG-Umlage bezahlen. Dadurch erhöht sich der Anteil den die Endverbraucher bezahlen müssen.
    Das die Unternehmen sich nicht an der EEG-Umlage beteiligen müssen wird damit begründet, daß sie beim Export sonst Probleme hätten.
    Deutschland hat inzwischen einen derart hohen Exportüberschuß, das es für die Unternehmen kein Nachteil wäre, wenn auch sie die EEG-Umlage bezahlen müßten.

  3. Peters

    vor 7 Jahren

    Berechtigter Einwand!

    1 0

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