Umfrage: Was bringt die Mobilitätswende voran?

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Stephan Schlichting

Gastautor

Schon früh - in den 80er Jahren - habe ich mich mit der Digitalisierung im Kinderzimmer auseinandergesetzt. Dem Berufseinstieg in der Kreativwirtschaft folgte ein Medienwissen- und -wirtschaftliches Studium. Nach Stationen in Asien und den USA wurde das digitale Business in renommierten Hamburger Verlagen zur Berufung, bis Digitalisierung und Energiewende im baden-württembergischen Energieversorgungsunternehmen in einen verlockenden Maschinenraum einluden, der mediale Projektionsflächen für Dialog und Zukunft bietet.

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29. August 2016
Intelligente Mobilität durch die Vernetzung aller Verkehrsmittel in der Stadt und zwischen Start und Ziel.
Die Mobilitätswende benötigt Intelligente Mobilität.

Dass neben der Energiewende auch eine Mobilitätswende nötig ist, dürften die meisten unlängst am eigenen Leib erfahren haben. Alle Jahre wieder verstopfen Massen von Urlaubern Züge, Flughäfen und Autobahnen während der Urlaubszeit. Schon der tägliche Stau auf dem Arbeitsweg oder das Warten nachts an einer roten Ampel, ohne dass ein anderer Verkehrsteilnehmer weit und breit zu sehen wäre, werfen Fragen in einem vernetzten, digitalen Zeitalter auf.

Dabei gibt es bereits viele Ansätze, das Blatt der Mobilität zu wenden: Im Rahmen der Hightech-Strategie 2020 hat die Bundesregierung prioritäre Zukunftsaufgaben für Wertschöpfung und Lebensqualität formuliert. Die Mobilitätswende ist Intelligente Mobilität und verfolgt das Leitmotiv „weg vom Öl“. Ein Blick auf die Tankstellenanzeige verdeutlich sofort, dass wir bei der Energiewende des Verkehrs noch ganz am Anfang stehen.

Strom an: Elektromobilität rollt

Bis 2020 sollen eine Million E-Autos auf Deutschlands Straßen fahren. Mit einem Blick auf die Statistik wäre es realistischer, von Elektrofahrzeugen zu sprechen. Selbst finanzielle Anreize fruchten derzeit nicht, um die teuren E-Autos beim Verbraucher in die Garage zu locken. Sind die Elektrofahrzeuge nicht alltagstauglich? Warum werden nach wie vor Roller oder gar Busse mit Verbrennungsmotor ihren E-Pendants gegenüber bevorzugt? Es gibt sie inzwischen, die ersten Umrüstungen der E-Fahrzeugflotten und Buslinien. Aber sie sind noch mutige Ausnahmen, die nur zu oft den Fuhrpark lediglich ergänzen statt die Verbrennungsmotoren zu ersetzen. Immer noch werden die unzureichende Ladeinfrastruktur und die langen Ladezeiten als Hemmnisse angeführt. Hinzu kommen die geringe Reichweite aufgrund unzureichender Antriebstechnologien und das zu hohe Gewicht und zuletzt der hohe Preis. Ist das das Hauptproblem?

Infografik: Elektroantrieb boomt - auf dem Radweg | Statista

Auch Gas konnte sich nicht durchsetzen im Verkehr. Bei der Elektromobilität für den privaten Gebrauch kommt verschärfend hinzu, dass die Ladesysteme der Anbieter erst allmählich miteinander kompatibel werden. Um zu verhindern, dass dem E-Auto unterwegs der Saft ausgeht, muss man schon genau planen, wenn es nicht nur die Kurzstrecke ist. Im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPVN) ließe sich das Ladeproblem einfacher lösen. Nur gut, dass das Smartphone nicht nur zum Planen der Route entlang kompatibler Ladestationen verwendet werden kann, sondern künftig flächendeckend zum Bezahlen der Ladung.

Innovative Mobilitätskonzepte brauchen Vernetzung

Wer etwas Gutes für seine Stadt tun will, der ersetzt das Statussymbol Auto heutzutage ohnehin durch das Smartphone und tritt der Sharing-Economy bei. Im ÖPNV lässt es sich auch viel besser mit dem Smartphone beschäftigen und die Reststrecke zum Zielort wird mit dem geliehenen (E-)Bike oder (E-)Auto abwechslungsreich. Also doch wieder in die Bahn steigen, die dann hoffentlich mit Ökostrom fährt. Zumindest gibt´s die fast überall und sie hat eine App, mit der sich der Fahrplan problemlos erschließt. Praktischer Weise gibt es das Ticket auch über eine App. Und mit der richtigen App dann auch noch die Sharing-Angebote. Wenn´s doch immer so einfach wäre.

Car-Sharing bietet viele Vorteile. Durch eine bessere Ausnutzung der Fahrzeuge nivelliert es die hohen Anschaffunskosten von E-Autos. Nur dass es bei Car-Sharing-Anbietern das gleiche Problem gibt wie bei den Ladesäulen. Außerhalb der Städte gibt es sie kaum und wer nicht beim richtigen System angemeldet ist, bleibt auf der Strecke. Naja, der Gedanke des Teilens könnte auch in der Mobilität irgendwann noch seinen Kindeschuhen entwachsen – wart´s App.

Eine intelligente und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur muss her

Der Güterverkehr hat sich bereits von der Bahn verabschiedet. Doch wäre er da nicht am besten aufgehoben? Die LKW reihen sich doch ohnehin auf den Autobahnen hintereinander und wenn nicht, verstopfen sie diese erst recht. Weniger rollende Lager auf der Straße würden den Städten gut tun. Lastenräder und E-LKW können Abhilfe schaffen. Letztere könnten auf die gleiche Infrastruktur wie dei Busse des ÖPNV zurückgreifen. Dann wären Trends wie der boomende Versandhandel mit rollenden Lagern mit der Mobilitätswende vereinbar. Also ist das alles am Ende eine Frage der Logistik und der Infrastruktur und des miteinander Kommunizierens. Da reihen sich künftig stille Verkehrsteilnehmer wie Straßenlaternen mit ein und helfen den den Verkehrsfluss zu verbessern.

Mobilitätswende im Kopf  – ganz einfach?

Sind wir schon viel weiter als wir dachten? Haben wir die Technologien nicht alle schon im Keller, ungenutzt, weil sie bisher schlecht vernetzt sind und deren Infrstrutur vernachlässigt wurde? Warum nicht jetzt auf Bus und Bahn umsteigen, die mit Ökostrom fahren? Oder einfach nur die Fahrräder wieder auspacken und gegebenfalls teilen? Wir könnten doch längst Kurzstrecken bis zu sechs Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen, mit dem E-Bike schaffen wir noch ein paar Kilometer mehr – sogar mit Bergen. Nicht zu vergessen, zum Bäcker könnten wir auch mal zu Fuß laufen. Bleibt die Frage, wo sollen wir anfangen? Was birgt das größte Potenzial zur Veränderung der Mobilität für eine klimaneutrale Stadt? Sagt uns eure Meinung in der aktuellen Umfrage. Bei Bedarf bitte auch die Kommentarfunktion nutzen.

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