Mythos „Dezentralisierung“

Gastautor Portrait

Dr. Thomas Unnerstall

Selbständiger Berater und Autor

Dr. Thomas Unnerstall ist selbständiger Berater und Autor. Der promovierte Physiker war von 2010 bis 2016 Mitglied des Vorstands der N-ERGIE Aktiengesellschaft. Seine berufliche Laufbahn begann er 1991 im Umweltministerium Baden-Württemberg. Ab 1995 hatte er verschiedene leitende Positionen bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG inne, u.a. als Leiter der Vertriebsabteilung „Stadtwerke“. 2002 wechselte er als Geschäftsführer für die Bereiche Vertrieb, Handel und Energiewirtschaft zur Stadtwerke Karlsruhe GmbH.

weiterlesen
18. September 2017

Seit ein, zwei Jahren ist es fast ein Allgemeinplatz, dass die Zukunft der deutschen Energiewirtschaft von den drei Treibern Dekarbonisierung, Digitalisierung und Dezentralisierung beherrscht wird. Aber während Dekarbonisierung und Digitalisierung unumstritten sind, ist das weitere Schicksal der Dezentralisierung alles andere als eindeutig.

Der erste Blick spricht ohnehin nicht für einen Trend „Dezentralisierung“: die ökonomischen Skaleneffekte – Hauptgrund für die Größe der konventionellen Kraftwerke (500-1.000 MW) – gelten ja auch für die erneuerbaren Energien (EE): PV-Strom aus einer 5 MW-Anlage mit zurzeit 6-7 ct/kWh Subventionsbedarf ist sehr viel kostengünstiger als PV-Strom aus einer 5 kW-Dachanlage mit aktuell 12-13 ct/kWh EEG-Vergütung. Dasselbe gilt sehr wahrscheinlich auch für die Energieinfrastrukturelemente wie z. B. Speicher und P2G-Anlagen, die in der Zukunft gebraucht werden.

Da die Kosteneffizienz der Energiewende von herausragender Bedeutung ist (insbesondere auch um die weitere gesellschaftliche Akzeptanz des Projektes zu gewährleisten), müsste man daher prima facie beim weiteren Ausbau der EE den Großanlagen den klaren Vorzug geben – also gerade nicht einem Trend „Dezentralisierung“ folgen.

Drei wesentliche Aspekte der Debatte

Aber warum gibt es dann das Thema Dezentralisierung? Hier die wichtigsten Aspekte bzw. Argumente:

  • Platzbedarf/Bevölkerungsdichte

Der Platzbedarf von EE-Kraftwerken ist viel höher als der von konventionellen Kraftwerken. Während ein konventionelles Kraftwerk von 1.000 MW mit Nebenanlagen eine Fläche von etwa 1 km² erfordert, sind es bei einem 1.000 MW PV-Kraftwerk etwa 30 km² und bei einem 1.000 MW Windpark sogar über 100 km² (wobei die landwirtschaftlichen Flächen zwischen den einzelnen Windrädern weiterhin nutzbar sind). In einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland sind diese Größenordnungen kaum darstellbar.

De facto bewegen sich die großen EE-Anlagen in Deutschland daher typischerweise in der Größenordnung von 1-50 MW. Eine in erster Linie auf PV und auf Wind beruhende Stromerzeugungslandschaft ist notwendigerweise viel kleinteiliger und in diesem Sinne auch „dezentraler“ als der bisherige konventionelle Kraftwerkspark.

  • 1,6 Mio. PV-Anlagen

Dezentralisierung
Machen viele kleine PV-Anlagen die Energiewende unnötig teuer?

Einige 1.000 oder 10.000 Windparks und PV-Freiflächenanlagen sind aber sicherlich nicht das, was mit „Dezentralisierung“ als bestimmendem Treiber der Energiewende eigentlich gemeint ist. Gemeint ist vielmehr die Entwicklung hin zu Millionen von PV-Dachanlagen (bald – so die Vorstellung – ergänzt durch ähnlich viele kleine Batteriesysteme in Hauskellern). Und gemeint ist die Entwicklung hin zum „Prosumer“, zu Millionen von Kunden, die Strom selbst produzieren und so eine ganz neue Art der Energiewirtschaft entwickeln könnten.

Zunächst zu den 1,6 Mio. kleinen PV-Anlagen. Diese sind:

  1. Systemisch nicht erforderlich: Hätte das EEG im Jahr 2000 oder 2004 die PV-Anlagen erst ab einer Leistung von z. B. 100 kW gefördert, wäre die Energiewende in Deutschland fast genauso abgelaufen – wahrscheinlich gäbe es heute 10-20 TWh EE-Strom weniger, aber der EE-Ausbau insgesamt und damit die Energiewende im Stromsektor läge dennoch eindeutig im Zielkorridor.
  2. Sehr teuer: Die bis heute besonders üppige Förderung von PV-Anlagen< 100 kW durch das EEG war extrem teuer. Gäbe es diese Anlagen nicht, so hätten etwa 120 Mrd. € an Energiewendekosten gespart werden können (19 TWh x 32 ct/kWh x 20 Jahre). Auch für die Zukunft ist der o. g. Skaleneffekt bei der PV signifikant. Wenn jetzt beim weiteren Ausbau zehn Jahre lang statt 600 MW/a – wie im EEG 2017 vorgesehen – 1.600 MW/a Freiflächenanlagen und entsprechend weniger kleine Dachanlagen zugebaut würden, so würde das aus heutiger Sicht ca. 10 Mrd. € Kosten sparen (10 TWh x 5 ct/kWh x 20 Jahre).
  3. Sozial ungerecht: Die 120 Mrd. € werden zu einem guten Drittel von den 39 Mio. Haushalten bezahlt, die eben keine PV-Anlage auf dem Dach haben (zum größten Teil, weil sie in Mietshäusern wohnen). Das bedeutet, dass 97 % der deutschen Haushalte für ein Privileg zahlen, das 3 % der sozial in der Regel ohnehin besser gestellten Haushalte sowie Landwirten und Gewerbebetrieben zugutekommt. Damit ist auch das Argument nicht überzeugend, dass diese Möglichkeit der aktiven Partizipation an der Energiewende die gesellschaftliche Akzeptanz befördere.
  4. Quersubventioniert: In dieselbe Richtung weist auch die Tatsache, dass sich seit etwa 2012/2013 PV-Dachanlagen < 10 kW – und in der absehbaren Zukunft PV + Batterie-Systeme – nur deshalb rechnen, weil (erhebliche Teile des Stromes selbst genutzt und) die anderen Stromkunden mehr NNE und mehr EEG-Umlage zahlen. Das ist ein klarer Fall von (versteckter) Quersubventionierung.

Fazit: Die 1,6 Mio. kleinen PV-Anlagen sind weder technisch-konzeptionell erforderlich für die Energiewende, noch sind sie volkswirtschaftlich sinnvoll, noch fördern sie im Saldo die gesellschaftliche Akzeptanz.

  • Der Prosumer

Aber, so hört man oft, ein wichtiger Aspekt der Energiewende sei doch, dass „der Kunde“ endlich selbst über seine Energieversorgung bestimmen und sich von seinem Energieversorger emanzipieren könne.

Aber erstens geht es bei „dem Kunden“ bisher gerade einmal um etwa 3 % der Bevölkerung. Zweitens geht es schlicht an der Wirklichkeit vorbei zu meinen, diese Kunden seien (in der Mehrzahl) getrieben von Autarkiebestrebungen. Nein, für die überwiegende Mehrzahl der Eigenheimbesitzer – wie auch für die weit überwiegende Mehrheit der Landwirte und Gewerbebetriebe – ging und geht es bei der Frage der eigenen PV-Anlage (also bei der Energieversorgung) um Kosteneinsparung und um Rendite, nicht um die Energie selbst.

Was ist das volkswirtschaftliche Optimum?

Eine auf erneuerbaren Energien basierende Stromerzeugung ist – in Deutschland, nicht unbedingt in anderen Ländern – notwendigerweise viel kleinteiliger, daher von weit höherer Akteursvielfalt geprägt und in diesem Sinne deutlich „dezentraler“ als die konventionelle Stromerzeugung. Daraus folgt aber weder, dass diese Stromerzeugungslandschaft so kleinteilig sein muss, wie es zur Zeit faktisch der Fall ist; noch folgt daraus, dass die Stromerzeugung in der Zukunft immer kleinteiliger werden sollte. Mit anderen Worten: Dezentralisierung als fortschreitender Trend ist für die Energiewende weder erforderlich noch per se vorteilhaft.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht hier nicht darum, prinzipiell für große („zentrale“) Systeme und gegen kleinere („dezentrale“) Systeme zu argumentieren. Es geht nur darum, die kostspielige Bevorzugung der kleinen Systeme vor allem im PV-Bereich zu beenden. Allgemeiner geht es darum, bei der Energiewende das volkswirtschaftliche Optimum anzustreben, d. h. die Kosten zu minimieren und damit auch auf längere Sicht den gesellschaftlichen Konsens zu erhalten. Dabei sollte die Energiepolitik technologieoffen sein, auch bzgl. der Frage großer oder kleiner Systeme.

Anders ausgedrückt: Wenn die zukünftige technologische Entwicklung so ablaufen sollte, dass in zehn oder 20 Jahren mit sehr kleinen Systemen in Einfamilienhäusern, Mietshäusern und Gewerbebetrieben die Energieversorgung volkswirtschaftlich am günstigsten dargestellt werden kann, dann – aber nur dann – wird und muss „Dezentralisierung“ tatsächlich ein wesentliches Merkmal der Energiewende und der Energiezukunft sein.

___________________________________________

Redaktionelle Anmerkung: Wir haben das Bündnis Bürgerenergie gebeten, auf diesen Gastbeitrag zu antworten. Wir freuen uns, wenn auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diese Debatte Ihre Position via Kommentar einbringen.

Den Debattenbeitrag von Martin Rühl vom Bündnis Bürgerenergie finden Sie hier.

Diskutieren Sie mit

  1. Dr. Hans W.P. Koops

    vor 6 Jahren

    Sehr geehrte Kommentatoren,
    Leider habe ich nicht ausreichend klar gemacht, dass das verwendet Material einen Bandabstand von 128 meV hat, und nicht wie Si 1,23 V ! Es wurde auch nicht verstanden, dass die Aufnahme der IR Strahlung mit dem Material sofort dazu führt, dass Elektronen, die in das gemeinsame excitonische Fermi Niveau gehoben wurden sofort mit den dort befindlichen Löcher mit parallelem Spin Bosonen bilden. Diese können bis zu 10^28 / cm² in dem excitonische Niveau gespeichert sein. Erst das Anlegen eines Feldgradienten erlaubt die Bosonen zu verschieben, sodass sie am End der Speicherschicht in Elektron und Loch wieder zerfallen können. Die dabei frei werdende Energie ist Strom der Elektronen mal Potential am Ende der Schicht. und kann durch das Einschalten des Feldgradienten gesteuert werden.
    Hinzu kommt , das die aufgefangene Leistung bei Tag und bei Nacht zur Verfügung steht, und die Intensität der Green-House-Strahlung doppelt so hoch ist als bei der Solar-Strahlung und eine 4 fache Leistung im Vergleich zur Sonnenstrahlung besitzt. Die Speicherschicht kann durch die Wandlung der Photonen in Angeregte Elektronen, in Bosonen viel höher aufgeladen werden als es Silizium Solarzellen sein können. Diese Faktoren wurden bisher in der ganzen Solarzellen-Diskussion nicht berücksichtigt.
    Beste Grüsse
    Hans Koops , bei Interesse: hans.koops@t-online.de , 0049 6154 2733.

  2. Dr. Hans W.P. Koops

    vor 6 Jahren

    Sehr geehrter Herr Schäffer,
    bitte rufen Sie mich zurück: 06154 2733.
    Bitte nehmen Sie mich in Ihre Gruppe Senior Expert Netzwerk auf.
    Bitte bringen Sie mich mit Experten zur Energiespeicherung mit Hilfe von von IR Strahlung in Kontakt.
    Der von mir gefundene Speicher ist eine sehr dünne Schicht( ca. 50 nm bis 100 nm dick) aus Pt Kristallen in einer Fulleren Matrix, die bis zu 10^28 /cm Bosonen hat. Von der Grün Haus Strahlung bei 5 µm bis 10 µm werden aus dem gemeinsamen Fermi-Niveau der Schicht Elektronen in mit Löchern besetzten Energieniveaus angehoben und können dort Bosonen bilden. ( Elektron und Loch Paare mit parallelem Spin). Durch Anlegen eines elektrischen Feldgradienten werden die Bosonen an das Ende der Detektor-Schicht verschoben und zerfallen dort zu Elektronen, die auf der Spannung des Endes dann Energie liefern können.
    Ich suche Verständnis, Zusammenarbeit und Finanzierung,
    und hoffe das mit Hilfe Ihrer Experten zu finden.
    Bitte helfen Sie mir, indem Sie mich in Ihren Akademiker-Kreis aufnehmen und mit potentiellen Unternehmern dort oder auch in der entsprechende Industrie zusammen bringen. Ich bin bereit Ihnen und Ihren Mitarbeitern bestehende Dokumentation und angemeldete Patente zu senden
    Ich hoffe auf Ihre Hilfe.
    Mit den besten Grüssen
    Hans W.P. Koops
    06154 2733 , hans.koops@t-online.de, Fax 09165 631697

  3. Martin Wunderlich

    vor 7 Jahren

    lachhafter rueckwaertsgewandter artikel der reine fakenews populistisch verbreitet

    nur zwei beispiele:

    1) aufdachanlagen haben ueberhaupt keinen flaechenverbrauch, inndachanlagen auch nicht und sind somit dual use als dach und energieerzeuger - insofern unschlagbar guenstig...

    2) nehmen wir die flaeche aller braunkohletagebaue und belegen diese mondlandschaft mit 450Wp modulen (da sind wir technologisch in der entwicklungsabteilung), dann kriegen wir muehelos 75 MWp solarleistung, also das 1.8 fache der jetzigen installierten leistung. zusammen mit den jetzigen dachanlagen, repowered koennte man dann 150 MWp haben. damit kann man selbst im winter fast den ganzen strom produzieren den ganz D verbraucht zwischen 9:00 und 16:00. und das guenstiger als als jedes konventionelle kraftwerk, ohne weiteren oder bereits erfolgten flaechenverbrauch = wer es nicht glaubt der rechnet nach...

    insofern ist der artickel reiner mumpitz auch in den restlichen punkten - und ich bin kein idiologe der oekos, sondern konservativer physiker

  4. Martin Wunderlich

    vor 7 Jahren

    noch ein nachtrag:

    es ist schlimm dass man so einen artikel mit solchem quark als inhalt lesen muss, von jemand aus der energiewirtschaft der es eigentlich besser wissen muesste...

    also weiteres beispiel koennte man fragen: wieviele hallendaecher bzw. ueberhaupt dachflaechen sind in D ueberhaupt belegt? wiederum waere es kein problem den komplette energiebedarf damit in D zu decken - man muss nur jedem sagen, wenn ein neues dach gebraucht wird: indachanlage.

    insofern koennte man das ganze energieproblem flaechenneutral innerhalb von 30 jahren fuer peanuts erledigen...

    man kann nur den kopschuetteln ueber soviel unverstand eines angeblichen energieexperten...

    3 0
  5. Dr. Thomas Unnerstall

    vor 7 Jahren

    (Teil 2 von 2)

    4. Ich bin weit davon entfernt, den großen Energiekonzernen das Wort zu reden – im Gegenteil, diese haben die Energiewende lange unterschätzt/verschlafen. (Wer mir das nicht glaubt, den darf ich vielleicht auf mein Buch „Faktencheck Energiewende“ verweisen, in dem ich (S. 236 ff) das Gejammere von RWE, EON kritisiere, sie würden mit Ihren Kraftwerken kein Geld mehr verdienen.)

    5. Aber Alternative zu den „4 Großen“ sind eben nicht nur EFH-Besitzer, sondern auch: viele kleinere Energieunternehmen, neue Player, Startups, Bürgergenossenschaften etc.
    Die bisherigen Ausschreibungen bei der PV haben klar gezeigt, dass auch bei den Freiflächenanlagen eine Vielzahl von Investoren zum Zuge gekommen sind.

    6. Dass die große Mehrzahl der „Prosumer“ primär betriebswirtschaftlich und nicht ideologisch getrieben ist, ist überhaupt keine Kritik, nur eine Feststellung.

    7. Generell: Man kann ein großer Befürworter der Energiewende sein und dennoch einzelne Entwicklungen in den letzten Jahren für falsch oder suboptimal halten. Der gesellschaftlichen Debatte täte ein wenig weniger Schubladendenken gut.

  6. Dr. Thomas Unnerstall

    vor 7 Jahren

    Angesichts der vielen Kommentare auch auf der Seite „Photovoltaik-Forum“ hier einige Klarstellungen:

    (Teil 1 von 2)

    1. Es geht mir nicht darum, den Flächenverbrauch der RE (regenerativen Energien) zu kritisieren – im Gegenteil, er führt eben (wie dargestellt) zu einer deutlich kleinteiligeren, dezentraleren Struktur der Energieerzeugung mit viel größerer Akteursvielfalt, die sehr gut ist.

    2. Kritisiert habe ich die extreme Kleinteiligkeit bei der PV, und damit die – verbreitete – Vorstellung, in dieser Art der Energieerzeugung (PV-Anlage auf dem Dach und Batterie im Keller) läge die Zukunft der Energiewende.
    Das ist in keiner Weise ein Statement gegen die PV – ein absolut zentraler Baustein der Energiewende – oder gar gegen die Energiewende (ich bin ein entschiedener Verfechter).

    3. Die Zukunft der Energiewende liegt aus heutiger Sicht in einem Mix von zentralen Elementen – Offshore-Windparks, große Speicher, eine ganze Reihe von flexiblen Gaskraftwerken, einige neue Stromautobahnen, PtG-Anlagen (vergleiche dazu unter anderem die neue Studie von Greenpeace) – und dezentralen Elementen: PV/Wind von einigen MW, kleine BHKWs, Quartierslösungen, Speicher in E-Autos, etc.

  7. Werner Müller

    vor 7 Jahren

    Herr Dr. Thomas Unnerstall schreibt:
    „PV-Strom aus einer 5 MW-Anlage mit zurzeit 6-7 ct/kWh Subventionsbedarf ist sehr viel kostengünstiger als PV-Strom aus einer 5 kW-Dachanlage mit aktuell 12-13 ct/kWh EEG-Vergütung.“

    Es macht aber heute keinen Sinn selbst für 12-13 ct/kWh EEG-Vergütung dem Netz das kWh aus einer 5 kW-Dachanlage zu übergeben.
    Die Leute verbrauchen den Strom selber, da Netzstrom ja um die 24 bis 28 ct/kWh kostet.

    #

    Herr Dr. Thomas Unnerstall schreibt:
    „Da die Kosteneffizienz der Energiewende von herausragender Bedeutung ist (insbesondere auch um die weitere gesellschaftliche Akzeptanz des Projektes zu gewährleisten), müsste man daher prima facie beim weiteren Ausbau der EE den Großanlagen den klaren Vorzug geben – also gerade nicht einem Trend „Dezentralisierung“ folgen.“

    PV-Großanlagen sind in der Regel Freilandanlagen und somit sehen die auch in direkter Konkurrenz zu anderen Flächennutzern z.B. Landwirtschaft, Landschaftsschutz usw. und ob da PV-Großanlegen die Akzeptanz in der Bevölkerung steigern ist sehr fraglich.
    Deutschland ist ja sehr dicht besiedelt und die freien Flächen sind auch sehr begrenzt und damit teuer.
    In Deutschland sind ja genügend Dach, Wandflächen bis hin zum PV-Gartenzaun, PV-Balkongeländer usw. vorhanden um mit PV-Strom einen Teil des deutschen Tagesverbrauch abzudecken.
    Man brauch dazu nicht die Netze großflächig zu verstärken.
    PV-Strom kommt ja aus bebauten Gebieten und wird auch in bebauten Gebieten wieder verbraucht.
    Bei PV auf Gebäuden spielt sich die Herstellung, Verteilung und Verbrauch im Umkreis von 0 bis 50 km ab, nix mit HGÜ-Leitungen von der Nordsee nach München für die PV-Stromverteilung.

    Gruß

  8. Werner Müller

    vor 7 Jahren

    hfrik schreibt :
    „Wenn die PV-Erzeugung in einer Region den Bedarf anfängt zu übersteigen“

    Das wird aber nicht großflächig geschehen da z.B. PV-Stron sehr günstig ist aus alten PV-Anlagen so 1 bis 3 Cent/kWh und aus Strom kann man ja ziemlich alles machen, von Wärme über Gas bis hin zu fahren mit den E-Auto.
    Gibt doch keine Grund den Strom über hunderte von km zu verteilen und ist doch noch ein Überschuss vorhanden ist ja bereits heute eines der weltweit besten Stromnetze in Deutschland vorhanden.

    1 0
  9. hfrik

    vor 7 Jahren

    Das ist so nicht richtig. Wenn die PV-Erzeugung in einer Region den Bedarf anfängt zu übersteigen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass dies in den ANchbarzohnen ebenso ist, oder mit dem weiteren PV-Ausbau bald so sein wird. Dann muss man den PV-Strom bis in das nächste Regengebiet transportieren, oder, noch einen Schritt weiter, in eine Zeitzone in der es dunkel ist. Die Entfernungen sind dann deutlich grösser als nur München - Nordsee. Das ist aber weder technisch noch wirtschaftlich eein wirkliches Problem.

    0 1
  10. Anonym1997

    vor 7 Jahren

    Die erwähnten Kritikpunkte sind zum Teil zutreffend - zum Teil - wie den Flächenbedarf betreffend absurd. Teilweise betrifft die Kritik auch Entwicklungen die schon lange überholt sind.
    Der Anteil der Einspeisung nimmt bei aktuellen Anlagen - gerade bei den Kleinen - ab. Der Förderbedarf reduziert sich somit drastisch.

    Wenn sich die Nutzer der Dezentralen EEs aus der Netzfinanzierung zurückziehen können, liegt das an der historischen Einordnung der Verbraucher in die Standartlastprofile. Sprich - die Strommarkttarife sind dafür verantwortlich.

    Die Vorteile einer dezentralen Erzeugung liegen eindeutig in der Vermeidung von Steuern/Abgaben.

    Damit werden die natürlichen höheren Kosten bei kleinteiligen Anlagen kompensiert. Die Krux ist das es kein funktionierendes Modell gibt, Mieter bzw. Apartmentbewohner einzubeziehen, um beispielsweise die Zahl der Profiteure zu vergrößern. Möglichkeiten gäbe es, wenn man PV-Anlagen Wohnungen und damit natürlichem Eigenverbrauch zuordnen würde. Sei es Hart in dem ein Mieter direkt einen Dachanlagenteil mitmietet und auch Reststrom-EEG-Einspeiser würde oder Virtuell in dem er einen Anteil einer Gemeinschaftsanlage reklamieren könnte.

    Zukünftig könnte der Vorteil der Dezentralen Erzeugung in der Sektorenkopplung liegen. Es ist weit einfacher darstellbar - Warmwasser über PV-Eigenverbrauch elektrisch zu erzeugen als über 25 ct-Netzstrom. Selbiges gilt zum Teil auch für die Elektromobilität.

    Nötig ist die Zahl der Nutzer zu erhöhen - weg von den Privilegierten Enthusiasten hin zur obligatorischen Nutzung durch jedermann. DAMIT erhöht sich die Akzeptanz, mit der höheren Eigenverbrauchsquote reduziert sich der Förderbedarf.

  11. Norbert Kuntz

    vor 7 Jahren

    Im Gegensatz zu Freiflächen tendiert der Flächenverbrauch bei Hausdachanlagen gegen Null, das Dach wird i.d.R. nicht anders genutzt.
    Im Gegensatz zu Großanlagen ist die Verwaltung der privaten PV-Anlagen für die Stromverbraucher kostenlos.
    Private PV-Betreiber gehen oft sensibler mit Energie um (Verbrauch wenn Sonne scheint) und sind Multiplikatoren moderner Heizsysteme und der Elektromobilität.
    Die Vergütung bewegt sich inzwischen im sozialneidfreien Bereich.

  12. Johanna Kick

    vor 7 Jahren

    Wir laden an dieser Stelle noch mal herzlich ein, die Diskussion hier bei uns im Blog fortzuführen. Gerne dürfen Sie dort auch Fragen, die Sie explizit an uns als Unternehmen haben, diskutieren.

    Einen Hinweis noch an diejenigen, die ihren Kommentar möglicherweise auf der Seite vermissen. Wer zum ersten Mal im Blog kommentiert, bekommt zunächst eine E-Mail, über die er seinen Kommentar einmal freischalten muss. Ab dem zweiten Kommentar ist das nicht mehr notwenig.

    Herzliche Grüße
    Johanna Kick für die Blog-Redaktion

    (Teil 2 des Kommentars)

  13. Johanna Kick

    vor 7 Jahren

    Liebe Blogleserinnen und -leser,

    heute sind wir ausnahmsweise selbst bei den Ersten, die einen Gastbeitrag kommentieren. Anhand der Bewertungen hier im Blog aber auch über Diskussionen, die wir an anderer Stelle im Web verfolgen, sehen wir, dass der Beitrag von Dr. Thomas Unnerstall stark polarisiert. An solchen kontroversen und übergreifenden Diskussion ist uns gelegen. Wir freuen uns daher auch, dass beispielsweise im Photovoltaikforum intensiv über den Beitrag diskutiert wird. https://www.photovoltaikforum.com/photovoltaik-news-f25/1-6-mio-pv-anlagen-dienen-nicht-der-energiewende-t120067-s30.html. Auch das Bündnis Bürgerenergie wird sich morgen in einem eigenen Beitrag mit der gleichen Thematik auseinandersetzen.

    Persönliche Kommentare sind Teil der konstruktiven Debatte, die wir mit und auf unserem Blog fördern möchten. Dennoch gibt es ein paar Vorwürfe, die wir richtig stellen möchten, da einige Personen, die sich dort zu Wort melden, das Prinzip unseres Blogs möglicherweise falsch verstanden haben: Die EnBW versteht sich im Blog als „Gastgeber“ für Austausch und Dialog. Die Gastautoren äußern ihre ganz persönliche Meinung, die nicht in Zusammenhang mit der Meinung des Unternehmens steht. Bei der Auswahl der Autoren ist uns an größtmöglicher Meinungsvielfalt gelegen. Wenn wir als Unternehmen Teil der Debatte im Blog sind, schreiben Unternehmensvertreter eigene Beiträge und lassen ihre energiewirtschaftliche Kompetenz einfließen. Dialog auf Augenhöhe und Transparenz sind für uns als EnBW ganz zentrale Anliegen, die wir unter anderem mit dem Blog verfolgen.

    (Teil 1 des Kommentars)

  14. Werner Müller

    vor 7 Jahren

    Herr Dr. Thomas Unnerstall schreibt:
    Während ein konventionelles Kraftwerk von 1.000 MW mit Nebenanlagen eine Fläche von etwa 1 km² erfordert, sind es bei einem 1.000 MW PV-Kraftwerk etwa 30 km²

    Also 1.000.000 kWp = 30.000.000m² Fläche ?

    Ich komme bei heutigen z.B. 300Wp Module bei einer Dachfläche von 30.000.000m² auf ca. 5.200.000 kWp, ist eben nur mal die 5 fache Leistung von Herr Dr. Thomas Unnerstall.

    Gruß

  15. Anton Bals

    vor 7 Jahren

    Der Artikel trotzt nur so von fachlichen Fehlern. Ist die Zeit zum Lesen nicht wert.

  16. hfrik

    vor 7 Jahren

    Uralte abgestandene Argumente mal wieder neu aufgewärmt.
    Ein konventionelles Kraftwerk von 1000MW benötigt 1km² .....
    zuzüglich einige km² für den Bergbau, einige km² für die Aschelagerung, einige km² für die Verkehrswege um den Brennstoff hin und den Abfall abtransportieren zu können.
    Es wurde schon oft genug gegengerechnet, das eine Bstückung dieser Flächen mit Wind und SOlar eine höhere Energieausbeute erbringt wie die Nutzung der fossilen Energieträger.
    Es wird aber noch viel öfter ignoriert.

    Bei den dezentralen Einspeisern - nun diese speisen nicht alles ein was sie produzieren, sondern nur den über den Eigenverbrauch hinausgehenden Teil, auf den Eigenverbrauch zahlen sie aber in der Regel Mehrwertsteuer, sowie bei nicht ganz winzigen Anlagen auch noch EEG-Abgabe - so finanziert der Betreiber dieser Anlage die erhaltene Förderung gleich wieder selbst.
    Es wäre eine wesentliche vereinfachung, diese bürokratischen Hürden abzubauen, und dafür die Vergütung absinken zu lassen - was über den dynamischen Deckel sowiso automatisch geschieht.

    Was interessant wäre ist die Nutzung der SOlarmodule in Dual -Use, als DAchhaut, Geländer, Zaun, etc. Da ist aber das Henne-Ei Problem aktuell noch im Weg, das bewirkt dass deratrtig angepasste Module aus handwerklicher Fertigung aktuell noch sehr teuer sind, was die NAchfrage danach stark beschränkt, was wiederum die Preise weiter hoch hält. Industriell gefertigt gibt es keinen grund, warum derartihge Module nicht mit einem sehr geringen Preisafschlag für anders gefertigte Rahmen möglich sein sollten. Dafür muss aber die Anfangshürde überwunden werden.Ist diese Überwunden, so ermöglicht der gehobene Sekundärnutzen (z.B. Einsparung der Dachhaut bei flächendeckender Nutung von PV-Modulen) Preise für Dachanlagen (Anlagenpreis - Kosten der eingesparten dAchhaut inkl. Montage) die gleichauf oder unterhalb von Freiflächenanlagen liegt. Aktuell wegen des Henne -Ei-Problems aber am Markt nicht verfügbar.

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Mythos „Dezentralisierung“
1.3
181