Neue Speicher-Lösungen für PV-Strom

Gastautor Portrait

Jakob Bitner

CEO und Co-Gründer der Voltstorage GmbH

Jakob Bitner ist Chief Executive Officer (CEO) und Mitgründer der VoltStorage GmbH, einem Münchner Unternehmen, das auf Basis der VRF-Technologie innovative Stromspeicher für Photovoltaikanlagen entwickelt. Der ausgebildete Finanzwirt und studierte Betriebswissenschaftler sammelte umfangreiche Berufserfahrungen in den Bereichen Business Development und Konzerncontrolling, bevor er 2016 die Geschäftsführung der VoltStorage GmbH übernahm. Innerhalb des Unternehmens ist Bitner für die Geschäftsentwicklung sowie für die Bereiche Finanzen und Marketing verantwortlich.

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23. Januar 2017
Jacob Bitner

Obwohl die Energiekrise in den 70er Jahren zu den Überlegungen der Energiewende geführt hat, wurde die Gesellschaft erst viel später dafür sensibilisiert. Nachdem Hermann Scheer und Hans-Josef Fell das EEG auf den Weg gebracht hatten, sind die wahren Beschleuniger der Energiewende die Bürger gewesen, welche aufgrund der Anreize anfingen, in einem zum damaligen Zeitpunkt nicht für möglich gehaltenem Tempo Photovoltaikanlagen auf Dächer zu schrauben und Windkraftanlagen auf Äckern aufzustellen. Ungeachtet dessen wurde es in Deutschland leider versäumt eine Art Aufbruchsstimmung bei der Mehrheit der Bevölkerung zu kreieren. Mit Voltstorage haben wir neue Speicher-Lösungen für PV-Strom im Blick, in der Hoffnung, damit neue Impulse im Markt setzen zu können.

Heute ist die Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen bereits wettbewerbsfähig und wird stetig günstiger. Nicht zuletzt hat die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Bereich der Energieversorgung zu einem Umdenken in Deutschland geführt. Es gilt nun diese Erkenntnisse des Wandels als Motivation aufzufassen und eine Infrastruktur zu schaffen, die auf die Volatilität und dezentrale Erzeugung ausgelegt ist und einen höheren Anteil der Erneuerbaren Energien sowohl an der Stromerzeugung als auch eine stabile Stromversorgung erlaubt. Hierfür gibt es weder eine einzelne noch eine einfache Lösung. Es erfordert den Einsatz und die Kooperation einer Vielzahl an Akteuren, wie zum Beispiel die Politik, Netzbetreiber, klassische Energieversorger, Start-ups sowie der Bevölkerung. Der Einfluss von Innovationen die aus Start-ups heraus geboren werden, ist hierbei nicht zu unterschätzen.

Bedeutung von Start-ups auf den technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt

Es gibt viele Gründe weshalb disruptive Innovationen oft von Playern außerhalb der eigentlichen Industrie und nicht selten von Start-ups eingebracht werden. Zum einen haben etablierte Unternehmen häufig kein Interesse an dieser Form von Innovationen, da diese das aktuelle Geschäftsmodell gefährden und häufig einen massiven Wandel der Unternehmensstruktur aber auch der Unternehmenskultur erfordern. Zum anderen ist aber auch nicht selten das sogenannte „Scheuklappen-Denken“ der Grund dafür, dass Neues in etablierten Unternehmen regelrecht nicht zugelassen oder auch einfach nur übersehen wird. Externe Player haben diese Probleme nicht. Sie sehen den Markt als eine grüne, unberührte Wiese, auf der gebaut werden kann. Der Einstieg der meisten Start-ups erfolgt häufig in einem Nischenmarkt und wird deshalb von den bereits etablierten Unternehmen zunächst nicht ernst genommen, weil die Nische auf den ersten Blick nicht profitabel genug erscheint. Wenn sich die Start-ups dann doch etablieren, ist es für die alteingesessenen Unternehmen meist zu spät, um auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Die Liste an Beispielen in jüngerer Zeit reicht von Kodak & Digitalkameras über Apples iPhone & Nokia bis zur Deutschen Bahn & Flixbus und lies sich unendlich fortsetzen. So gesehen sind Start-ups absolut notwendig, um festgefahrene Strukturen aufzubrechen und den Fortschritt sicherzustellen.

Speicher von Voltstorage. Das Versprechern einer nachhaltigen, wirtschaftlichen Batterie für Privathaushalte.
Voltstorage entwickelt eine Batterie mit dem Anspruch, nachhaltig und wirtschaftlich zu sein. Zielgruppe sind Privathaushalte mit Solarerzeugung für den Eigenbedarf.

Aus einer Idee mehr machen: Neue Speicher

Gründen erfordert jedoch eine ordentliche Portion Mut und das von Anfang an. In unserem Fall fing alles im Keller an, nachdem Michael, einer der Gründer unseres Unternehmens, keine zufriedenstellende Speicherlösung für die Photovoltaikanlage seiner Eltern gefunden hat. Während eines Urlaubssemesters im Masterstudium entstand ein erster kleiner Prototyp. Der Weg von der Idee bis zur Marktreife ist dabei alles andere als einfach. Gründer sind mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Zunächst muss die Technologie „gebändigt“ werden und es muss ein Team zusammengestellt werden, welches nicht nur ein diversifiziertes Know-How, sondern auch die notwendige Überzeugung und das notwendige Durchhaltevermögen mitbringt.

Verschiedene Inkubator-Programme halfen uns, während dieser Start-Phase die Kosten gering zu halten, so dass wir uns voll und ganz auf die Produktentwicklung konzentrieren konnten. Unser Weg verlief dabei keinesfalls immer geradeaus, sondern hielt etliche Umwege und Schleifen für uns parat und führte uns schließlich sogar über einen amerikanischen Investor für 4 Monate nach Shenzhen, China. Die Möglichkeiten, die China für Start-ups im Bereich des Prototypenbaus bereit hält, haben uns ebenso fasziniert wie die Erkenntnis, wie weit sich dort bereits verschiedene neue Technologien, beispielsweise in der Elektromobilität, etabliert haben.

Nach etlichen Iterationen arbeiten wir heute an einem Speicher, welcher sehr sicher und langlebig ist und so über die Lebensdauer einer Solaranlage wirtschaftlich sinnvoll Energie speichert. Ziel ist es, die Produktion und Speicherung von Solarstrom zu einem Preis anzubieten, der unter dem Netzbezugspreis liegt. Die Robustheit der Speichertechnologie wird mittelfristig eine Vernetzung der Speicher und somit einen Beitrag zur stabilen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen erlauben.

Lehren der Vergangenheit – Orientierung für die Zukunft

Das Speichern von Strom zur mindestens teilweisen Entkopplung von Produktion und Verbrauch ist ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende, jedoch kein Allheilmittel. Das Schaffen dieser Speichermöglichkeit(en) ist ein großes Projekt, noch größer ist jedoch die Anzahl und die Vielfalt der insgesamt erforderlichen technischen, politischen und rechtlichen Lösungen. Wir wollen mit einer technischen Lösung die Bürger befähigen, einen größeren individuellen Beitrag zur Energiewende leisten zu können ohne, dass die Kosten auf die Gesellschaft umgewälzt werden. Dadurch könnte die gesellschaftspolitische Akzeptanz der Energiewende insgesamt erhöht werden, da sich bestimmte Bevölkerungsschichten nicht mehr benachteiligt fühlen. Mit diesem Baustein wollen wir zum Gelingen und Beschleunigen der Energiewende beitragen.

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