Hat der niedrige Ölpreis Auswirkungen auf die Energiewende?

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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17. Februar 2015
Hier kommt die Auswertung unserer letzten Umfrage zu aktuellen Energiepolitik, Umfrage, Energiewende aktuell
Hat der niedrige Ölpreis Auswirkungen auf die Energiewende?

Das wollten wir in unserer letzten Umfrage von Ihnen wissen. Die Teilnahme brachte ein eindeutiges Ergebnis: 58 Prozent meinen, dass der niedrige Ölpreis die Energiewende bremst. 31 Prozent sind der Überzeugung, der niedrige Ölpreis habe keine Auswirkungen auf de Energiewende, und nur eine Minderheit von 11% geht davon aus, dass die Energiewende durch den niedrigen Ölpreis sogar beschleunigt wird.

Ist es überhaupt möglich, dass ein sinkender Ölpreis die Energiewende beschleunigt? Der derzeitige Ölpreis macht die Förderung an einigen Standorten unrentabel. Erst wenn der Preis wieder ein spezifisches kostendeckendes Niveau von 70 bis 80$ pro Barrel überschreitet, wird an jetzt still gelegten Standorten die Förderung wieder aufgenommen werden. Hier sorgt der derzeitige Preisrückgang für eine Verschiebung des Angebotes. Verunsichernd und damit positiv auf die Energiewende wirkt sich der geringe Preis des Öls aber auf Investoren aus, die in die Erschließung neuer Felder investieren wollen. Sowohl die Gewinnung des Öls aus Teersanden als auch die Tiefseeexploration sind kapitalintensiv. Auch die Ausbeutung der Vorkommen in der Arktis ist derzeit im besten Sinne des Wortes auf Eis gelegt.

Wenn wir Preisschwankungen wie jetzt auf den Märkten sehen, bremst dies die Lust jener Tesla, Energiewende, ElektromobilitätInvestoren, die eine sichere Rendite im Gegenzug für ihr langfristiges Engagement erwarten. Volatile Märkte sind etwas für Zocker und die hoffen auf den schnellen Gewinn. Wer heute eine dauerhaft gute Rendite anstrebt, macht es wie der Multi Milliardär und Börsen Guru Warren Buffet, der in die Erneuerbaren investiert. Die Nachricht, dass in anderen Branchen das Geld sicherer und besser angelegt ist als in der Ausbeutung der fossilen Energieträger, ist eine gute Nachricht für die Energiewende.
Das derzeitige Überangebot auf dem Weltmarkt ist eine Folge des seit Jahren kontinuierlich steigenden Preises. In Erwartung einer Fortsetzung dieser Entwicklung haben Privatpersonen wie Unternehmen ins Energiesparen investiert. Wer heute vor der Investitionsentscheidung steht, ob er die Ölheizung ersetzt, den Produktionsprozess energiesparend optimiert oder den Benziner gegen ein Elektroauto tauscht, wird nicht mehr mit einem Ölpreis jenseits der 100$-Marke rechnen. So manche Investition wird unterbleiben, weil sie sich in einer Vorausschau nicht zu rentieren scheint.

Das ist nur ein Argument von vielen dafür, dass der niedrige Ölpreis die Entwicklung der Energiewende eher bremst als beschleunigt. Vieles spricht dafür, dass auch der Ölmarkt nun in den sog. Schweinezyklus gerät. Der besagt, dass es auf Märkten, die wegen langer Anpassungszeiten nicht schnell genug auf ein Preissignal reagieren können, zu einem mehrjährigen Auf und Ab komme.

Doch das Preissignal sollte nicht alleine den Markt beeinflussen. Wissenschaftliche Berechnungen zeigen, dass es die Vernunft gebietet ungeachtet der zu erzielenden Gewinne, mehr als die Hälfte der fossilen Energieträger dort zu lassen, wo sie sind. In der Erde. Andernfalls haben wir keine Chance, den Anstieg der globalen Temperaturen zu begrenzen.

Die Umfrage lief vom 29. Januar bis zum 15. Februar. An ihr nahmen 186 Personen teil.

Unsere aktuelle Umfrage, „Sind Smart Meter für das Gelingen der Energiewende notwendig?“, finden Sie hier.
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Update 18. Februar: Heute wird bekannt, dass Warren Buffett seine Anteile von Exxon verkauft hat und sich aus anderen Energiekonzernen zurückzieht, die auf fossile Energien setzen.

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