Hintergrundpapier zum flächendeckenden Rollout von Solar-Speicher-Systemen

Gastautor Portrait

Christiane Schatzmann

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Christiane Schatzmann-Felden studierte Politikwissenschaften in Bonn und absolvierte danach ein Zeitungsvolontariat. Anschließend arbeitete sie u.a. als Pressereferentin im Bundesministerium für Verkehr und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag. Seit 2001 kümmert sie sich in der Berliner Hauptstadtrepräsentanz der EnBW als Projektleiterin um Kommunikationsformen rund um die Energiepolitik.

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17. November 2015

Was wäre, wenn… ein flächendeckender Rollout von Solar-Speicher-Systemen stattfände? Dieser Frage sind die Experten des „Politik- und Denklabors“ von Agora Energiewende nachgegangen und haben ihre Ergebnisse nun in einem Hintergrundpapier veröffentlicht. Derzeit sei noch offen, ob sich eine Welt mit wenigen oder mit vielen Speichern realisieren wird. Denn verschiedene energiewirtschaftliche Analysen kämen übereinstimmend zu dem Schluss, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien nicht auf Speicher warten müsse, weil andere Flexibilitätsoptionen günstiger seien. Demzufolge würden Solar-Speicher-Syasteme erst ab einem Erneuerbare-Energien-Anteil von ca. 60 Prozent am Bruttostromverbrauch gebraucht. Laut EEG-Ausbaukorridor wären neue Speicher insofern erst nach dem Jahr 2035 notwendig.

Andererseits seien aber die Preise von Batteriespeichern zuletzt erheblich gefallen. Insbesondere Teslas Ankündigung des Powerwall habe die Erwartungen vieler Akteure beflügelt, weil sie – bei optimistischen Annahmen – Kosten eines Batteriezyklus (inklusive Ladung und Entladung) in Höhe von etwa 20 ct/kWh impliziere. Addiere man hierzu Solar-Stromgestehungskosten von etwa 10 ct/kWh, koste Strom aus der Batterie unter diesen Annahmen etwa 30 ct/kWh – dem aktuellen Niveau der Haushaltsstrompreise. Als untere Grenze der weiteren Entwicklung erwarte Tesla momentan Speicherkosten von 5 ct/kWh. Kombiniere man diese mit dann zu erwartenden Solar-Stromgestehungskosten von ebenfalls 5 ct/kWh, würden die Kosten für dezentral gespeicherten Strom bei nur noch 10 ct/kWh liegen. Hinzu komme die Option, dass Batterien in Elektromobilen quasi „umsonst“ für die Stromversorgung zur Verfügung stehen könnten, weil ihre Anschaffung über die Zahlungsbereitschaft für E-Mobilität bereits finanziert wurde.

 Eine erste Abschätzung für das Stromsystem und die Energiepolitik

Hintergrund_Solarspeicher1In dem Hintergrundpapier wird daher ein möglicher Durchbruch von Batteriespeichern und die sich daraus ergebenden energiepolitischen Fragestellungen genauer betrachtet. Insbesondere wurde dabei das technische Potenzial der Batteriespeicher in Deutschland, inklusive Hausspeicher und Elektromobilität untersucht. Relevant seien auch die Speicherbetriebsweisen, die sich mehr oder weniger günstig auf das Gesamtsystem auswirken könnten sowie die Auswirkungen auf die resultierende Residuallast und die konventionellen Kraftwerke.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine Welt mit hohen Photovoltaik- und Speicheranteilen – unabhängig davon, für wie wahrscheinlich man ein solches Szenario hält – grundsätzlich ohne größere Probleme für das Stromsystem darstellbar sei. Szenarien mit 150 oder 200 GW Photovoltaik in Deutschland, die bis vor kurzem noch von vielen für vollkommen unrealistisch gehalten wurden, seien technisch und ökonomisch möglich. Ob eine solche Welt eintreten wird, würde zum einen von der weiteren Kostenentwicklung bei PV-Speicher-Systemen abhängen, aber zum anderen auch von Konsumentenpräferenzen, regulatorischen Rahmenbedingungen und Geschäftsstrategien der Energiewirtschaft. Auch ein – nicht weiter untersuchter – möglicher Durchbruch im Bereich der Elektromobilität könnte ein solches Szenario beflügeln.

„Agora Energiewende“ rät daher dazu, dass sich Energiepolitik und Energiewirtschaft aktiv auf eine solche Welt vorbereiten und die notwendigen Rahmenbedingungen dafür schaffen sollten. Für die Energiewirtschaft würde dies bedeuten, nicht so sehr den Verkauf des Produkts „Strom“ in den Vordergrund des Geschäftsmodells zu stellen, als vielmehr durch andere Produkte zum Partner der Prosumer zu werden. Die Energiewirtschaft müsse sich zum Energiedienstleister weiterentwickeln, die dem Kunden zum Beispiel bei der Optimierung des Energieverbrauchs hinter dem Netzanschluss, beim Energiemanagement, bei Installation, Monitoring, Wartung und Management der PV-Speicher-Systeme unterstützt. Sie sollte ihm Zusatzprodukte durch die Vermarktung des nicht selbst verbrauchten Stroms an Dritte anbieten.

Auf die Energiepolitik komme in diesem Zusammenhang die Aufgabe zu, den Rechtsrahmen so zu gestalten, dass das Stromsystem in beiden möglichen Welten gut funktioniere – sowohl für den Fall, dass der PV-Speicher-Rollout erfolgt, als auch für den Fall, dass er nicht kommt. Dafür seien einige notwendige Rechtsanpassungen, wie oben dargestellt, nötig. Einmal erfolgt, wäre der dezentrale PV-Speicher-Rollout dann keine Bedrohung für das etablierte Stromsystem, sondern vielmehr eine Chance für eine neue Etappe in der Evolution der Energiewirtschaft.

Das Hintergrundpapier können Sie in unserer Energiebibliothek oder hier herunterladen.

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