Startups, die Unternehmen für die Energiewende rüsten

Gastautor Portrait

Marc Hauschild

Journalist

Nach dem Studium der Philosophie und der VWL war Marc Hauschild zunächst als Texter in Werbeagenturen in Hamburg tätig, bevor er sich als Journalist und Übersetzer selbständig machte. Seine Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Gesellschaft sowie digitaler Zeitgeist.

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18. April 2017

Die Energiewende in Deutschland kommt in Fahrt und allerorts steigen die versteckten Kosten für Unternehmer. Diese Kombination aus Undurchsichtigkeit und Kostenexplosionen sind die beste Gelegenheit für Startups auf den Plan zu treten und intelligente Lösungen zu entwickeln. Fünf Konzepte sollen hier vorgestellt werden. Die fossilen Energieträger werden schrittweise entsorgt. Der Siegeszug der erneuerbaren Energien scheint unaufhaltsam. Das ist zwar ein später Erfolg der Umweltpolitik der 80er Jahre. Doch die Unkenrufe werden lauter. Zunehmend scheint die grüne Revolution bedroht zu sein, da allerorts die Kosten explodieren.

Niemand kann sicher voraussagen, wie teuer die Energiewende Unternehmen zu stehen kommen wird. Energie-Umlage, Schmu bei Stromrechnungen – solange nicht geklärt ist, welche versteckten Kosten sich in die Stromrechnung schmuggeln, sind Endverbraucher und Unternehmer am besten dadurch gewappnet, dass sie selbst Energie sparen und selbst den Energieverbrauch kontrollieren, wo es nur geht.
Deutsche Startups haben hier eine Marktnische entdeckt. Sie nutzen digitale Strategien wie einfache Steuerungsprogramme für Heizungen, Apps oder Crowdfunding-Plattformen, um Unternehmern dabei helfen, ihren Energiekonsum selbst zu kontrollieren und zu reduzieren.

Energiekosten zu reduzieren ist eine Möglichkeit für Manager und Einzelhändler, ihren Profit zu steigern. Daher sollten sich auch kleinere Unternehmen mit neuen im Büroalltag anwendbaren Apps vertraut machen, mit denen nach einer Studie von Utilitywise eine Senkung des Stromverbrauchs um bis zu 30 % möglich ist. 2013 gab es bereits das Startup Discovergy, das Kunden intelligente Stromzähler zur Verfügung stellte, damit Kunden ihren Stromverbrauch in Echtzeit an Rechner kontrollieren können. Eine noch immer aktuelle Idee. Doch es hat sich einiges getan in den letzten Jahren und es ist Zeit, um mit einem kleinen Update einmal die fünf wichtigsten Energiespar-Startups vorzustellen, von denen Unternehmer eine Menge lernen können.

Den Stromverbrauch visualisieren

Erst Datencheck, dann Sparmaßnahmen! Mit der „Pixometer SDK“ Bilderkennungstechnologie des Kölner Startups Pixolus lassen sich die Zählerstände von Strom- oder Wasserzählern per Smartphone oder Tablet einfach scannen. Die Software ist für iOS, Android, Cardova, Titanium oder Xamarin verfügbar. Zwar lassen sich so gewonnene Daten dann weiter in Energiemanagementsysteme einspeisen, doch diese Software wird nicht von Pixolus angeboten. Lediglich eine Visualisierung der Stromverbrauchsdaten durch eine kleine Graphik mittels der Pixolus-Kunden-App bietet Pixolus an. Dieser Service könnte aber bereits kleineren Unternehmern helfen, mit dem Monitoring Ihres Stromverbrauchs zu beginnen.

EnBW Innovationscampus

Der Enerergiedetektiv von SmartB

Der Energiedetektiv! Das Konzept des Berliner Startups SmartB geht über die reine Datenerfassung hinaus. Die Energieökonomen bieten Energie-Monitoring-Systeme an, mit denen der Stromverbrauch bis ins kleineste Detail transparent gemacht werden kann. Die Idee ist: Nur ein einziger Stromzähler erfasst die Daten eines gesamten Gebäudes. Der Stromverbrauch kann dann in Echtzeit auf dem Rechner am Dashboard mitverfolgt werden. Dabei kann das System einen möglichen erhöhten Stromverbrauch einzelner Geräte aufdecken und Lösungsvorschläge anbieten. Vorteile der SmartB-Produkte sind: Man benötigt lediglich einen intelligenten Zähler, eine Internetverbindung und einen Webbrowser. Es fallen keine hohen Kosten an. Und die kleine Investition macht sich durch eine Senkung der Stromkosten schon nach kurzer Zeit bemerkbar.

Enffi – die Energiewende für die Hosentasche

Am Anfang war die Stromkostensenkung! Das Start-up Enffi aus Berlin geht in dieselbe Richtung wie SmartB. Die Gründer von Enffi sehen sich allerdings selbst noch am Anfang einer langen Entwicklung. Derzeit geht es Ihnen hauptsächlich darum, die Wärme- und Elektroenergie für Haushalte oder auch kleinere Unternehmen datentechnisch zu erfassen und die Ausgaben zu optimieren. Doch in Zukunft will sich Enffi auch mit Lösungen zur Senkung des Wasserverbrauchs und mit effizienteren Methoden der Abfallbeseitigung beschäftigen. Die Digitalisierung der Energieberatung sei ein wichtiges Thema, denn nur dank der technischen Möglichkeiten der Digitalisierung der Lebenswelt können sich die Verbraucher hinsichtlich der Überwachung des Stromverbrauchs mehr Unabhängigkeit gegenüber Stromkonzernen erreichen.

Smarte Thermostate von Tado

Dinge wahrzunehmen ist der Keim der Intelligenz, das dachte schon Laotse. Das Münchner Startup Tado entwickelte ein intelligentes Energiesparsystem, mit dem Heizungen und Klimaanlagen sich selbst regulieren – auf der Basis aus dem Internet generierter Daten. Das „Smarte Thermostat“ zum Beispiel verbindet sich mit dem Internet und steuert die Temperatur in Übereinstimmung mit den tatsächlichen Temperaturschwankungen des jeweiligen Standortes. Oder, verlassen die Mitarbeiter einer Firma das Büro, steuert der Tado-Thermostat automatisch die Temperatur herunter. Tados Konzepte basieren auf der Überzeugung, dass einer der Hauptgründe für immense Energiekostenverschwendung für Heizsysteme schlichtweg eine mangelnde Steuerungsflexibilität der veralteten Heizkörpertechnologie ist.

In Energieeffizienz investieren

Crowdfunding hat die Energiesparwelt erreicht! Das Frankfurter Startup bettervest gibt der Crowd die Möglichkeit, in Energieeffizienzprojekte von Unternehmen zu investieren und sich dafür an Einsparungsprofiten beteiligen zu lassen. Die Plattform ist auf der anderen Seite natürlich auch offen für umweltbewusste Unternehmen, die ihrerseits eigene Projekte vorstellen und dafür Investoren finden wollen. Erfolgreich beendete Projekte sind zum Beispiel die Finanzierung der Installation einer LED-Beleuchtung für ein Hotel in Lauterbach oder der Einbau von zwei Heizblockkraftwerken in einem Sportzentrum in Alzey. Die Vorteile für Unternehmen liegen offensichtlich auf der Hand: keine Belastung durch Kredite, das Projekt finanziert sich selbst, Unternehmer werden weniger anfällig gegenüber Energiepreiserhöhungen, Verbesserung der Reputation als nachhaltiger Unternehmer. Die Projektereichweite auf bettervest geht über die Grenzen Deutschlands hinaus und erstreckt sich bis nach Ghana oder Äthiopien.

Gerade in dem Bereich des Energiesparens ist der innovative Beitrag von deutschen Startups im Zuge der Energiewende unerlässlich, um Unternehmern (und natürlich Privathaushalten) dabei zu helfen, die Energiekosten zu kontrollieren, zu senken und somit nicht nur viel Geld zu sparen, sondern auch einen Beitrag zu einer grüneren Umwelt zu leisten.

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