Umfrage: Welche Maßnahme bringt die urbane Energiewende am meisten voran?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
12. Juni 2017
Welche Maßnahme bringt die urbane Energiewende am meisten voran?

In unserem aktuellen Schwerpunkt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie es um die Energiewende in der Stadt steht? Zusammen mit unseren Gastautoren analysieren wir, welche Potenziale der urbane Raum bietet und welche Maßnahmen am besten geeignet sind, damit sich die Energiewende nicht auf die Erzeugung von Strom aus Sonne, Wind und Biomasse in ländlichen Regionen beschränkt.

Traditionell interessiert uns auch diesmal wieder die Meinung unserer Leserinnen und Leser. In unserer aktuellen Umfrage möchten wir daher wissen: Was bringt die urbane Energiewende am meisten voran? Welche Maßnahmen bergen die größten Hebel, um die Energieeffizienz zu erhöhen, den Ausbau der Erneuerbaren in der Stadt zu fördern und die Verkehrs- und Wärmewende zu beschleunigen?

PV auf den Dächern der Stadt

Ein Meilenstein der urbanen Energiewende ist das neue Mieterstromgesetz, das im Frühjahr 2017 verabschiedet wurde. Ziel ist es, mehr Solaranlagen auf die städtischen Dächer zu bringen (sowie Blockheizkraftwerke in die Keller). Damit werden vor allem Mieter zu Nutznießern der Sonne vom eigenen Dach. Ob dies jedoch so einfach gelingt, wird kontrovers diskutiert: So moniert die Verbraucherzentrale, dass mit dem aktuellen Gesetz Mieter und Hauseigentümer nicht gleichgestellt sind. Andere Experten schätzen, dass die Installationsleistung durch das Mieterstromgesetz nicht in großem Maße ansteigen wird. Eher sei mit positiven Effekten auf ein insgesamt erhöhtes Energiewende-affines Verhalten der Stadtbewohner zu rechnen. Einen Gesamtüberblick über das Konzept „Mieterstrom“ und seine Bedeutung für die Praxis fasst der aktuelle „Leitfaden Mieterstrom“ von SolarClusterBW zusammen.

Mehr Energieeffizienz durch Altbau-Sanierung

Der Bestand an Altbauten in deutschen Städten ist groß und die Sanierungsrate noch ausbaufähig. Mehr Energieeffizienz gehört neben dem Ausbau der Erneuerbaren zu einem wichtigen Ziel bei der Energiewende. Und gerade im Bereich der Altbauten gibt es erhebliche Potenziale für mehr Energieeffizienz. Verschiedene Initiativen unterstützen höhere Sanierungsquoten und geben Anreize. Dazu zählt der im Mai 2017 vorgestellte individuelle Sanierungsfahrplan der Bundesregierung: ein digitales Tool für Eigenheimbesitzer, um Hinweise zu langfristig anstehenden Sanierungen zu erhalten. Auch die KfW ist mit unterschiedlichen Förderprogrammen bemüht, die Sanierungsrate zu erhöhen und Eigenheimbesitzer bzw. Investoren für das Thema zu gewinnen.

Neue Quartierskonzepte – urbane Energiewende in Entstehung

Eigentlich müsste davon auszugehen sein, dass in Sachen Energieeffizienz alle am gleichen Strang ziehen. Das täuscht, wie aktuelle Meldungen zeigen. So hat die neue Landesregierung in NRW in den laufenden Koalitionsverhandlungen darauf gedrängt, die Energieeinsparverordnung (EnEV) des Bundes abzuschwächen und damit die energetischen Anforderungen für Neubauten weniger streng anzusetzen. Diese Meldung steht in starkem Kontrast zu Best-Practice-Beispielen neuer Quartierskonzepte. So ist es in Neubau-Quartieren gelungen, Nullemissions-Siedlungen zu bauen, die mit cleveren Maßnahmen eine lokale Infrastruktur für Mobilität, Wärmeversorgung und Energieversorgung vernetzen. Eine Energiewende im Kleinen auf Quartiersebene ist möglich! Beispiele hierfür sind das CO2-freie Stadtquartier Niederfeldplatz in Lörrach oder das in Mannheim neu entstehende Wohnquartier Franklin.

1,4 Millionen Quadratmeter Möglichkeiten bietet das neu entstehende Quartier Franklin bei Mannheim seinen künftigen Bewohnern.
1,4 Millionen Quadratmeter Möglichkeiten bietet das neu entstehende Quartier Franklin bei Mannheim seinen künftigen Bewohnern. Darstellung: MWSP/sinai

Viele Potenziale zugunsten der urbanen Energiewende

Man sieht: Es gibt zahlreiche Ansatzpunkte, die noch längst nicht ausgeschöpft sind, um die städtische Energiewende verstärkt voranzutreiben.

Wie vielfältig diese Möglichkeiten sind, werden wir bei den Urban Energy Talks am 29. Juni in Stuttgart diskutieren. Die Blogredaktion organisiert diese Veranstaltung zusammen mit der Stiftung Energie und Klimaschutz Baden-Württemberg. Die Urban Energy Talks verstehen sich als Workshop- und Diskussions-Forum und richtet sich an junge Menschen, Studierende, Absolventen, Gründer von Startups und Berufstätige unterschiedlichster Branchen, die sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzen. Den Auftakt bildet die Keynote von Dr. Chirine Etezadzadeh, Leiterin des SmartCity.institute sowie der Wissensplattform SmartCityNews.global. Anschließend beleuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in mehreren Workshops die unterschiedlichsten Ansatzpunkte, die eine urbane Energiewende voranbringen können. Hier im Blog werden die Panelleiter ihre Schwerpunktthemen vorstellen und zur Diskussion einladen.

Wie schätzen Sie die Chancen für die urbane Energiewende ein?

In unserer Umfrage möchten wir zunächst aber von unseren Leserinnen und lesern gerne wissen, wie Sie die aktuelle Situation einschätzen: Welcher der oben genannten Aspekte wird die Energiewende in der Stadt am ehesten vorantreiben: der Ausbau der Sanierungsquote im Altbau, die neuen Möglichkeiten, die das Mieterstromgesetz mit sich bringen oder die Konzeption und Umsetzung neuer Quartierskonzepte? Oder aber sehen Sie vielleicht ganz andere Aspekte? Dann schreiben Sie uns gerne einen Kommentar.

Wir freuen uns auf Ihre Meinung, stimmen Sie jetzt ab.

Diskutieren Sie mit

  1. Karin Aufhammer

    vor 7 Jahren

    Die Umfrage ist leider beschränkt auf die hier zur Diskussion stehenden Optionen. Warum wird die Strompreisgestaltung nicht genannt? Sie dürfte eine der wichtigsten Komponenten für die Durchsetzung der Energiewende grundsätzlich und besonders in den Städten sein. Begründung:
    Die dichte Bebauung alter Wohngebiete mit Mehrfamilienhäusern lässt die Umstellung auf Wärmepumpen kaum zu. Solarkollektoren auf den Dächern oder an den Glas-Außenfassaden könnten zwar miteinander gekoppelt werden, der gewonnene Strom bedürfte aber der Speicherung besonders für den Winter. Windenergie dürfte in der Stadt kaum zu gewinnen sein.
    Es blieben die Möglichkeiten der Kraftwärmekopplung, die aber nicht rein ökologisch sein können.
    Fazit: Besonders der urbane Raum bedarf des Stromtransportes. Dieser ist abhängig vom Ökostrom-Gewinnungsort und den Netzen. Steigende die EEG-Umlagen und Netzgebühren verteuern den Strom derart, dass sich der Endverbraucher ihn nicht zum Heizen leisten kann. Warum soll er dann von seiner Öl-, Gas-, Holzheizung ablassen, die ihm die Umlagenprobleme vermeiden helfen ?
    Lösung: EEG-Umlagen und Netzgebühren als Gemeinwohlaufgaben über einen Soli finanzieren ( ablösung des alten Solis) , damit die Stromkosten für die Energiewende bezahlbar werden.

  2. Windmüller

    vor 7 Jahren

    Hallo Karin Aufhammer
    Ich teile ihre Meinung nur zum Teil. Ich sehe Kraft Wärme Kopplung oder auch Nahwärmekonzepte auf Biomasse Basis als ganz wichtigen Baustein in Ballungsgebieten an. Ich sehe keinen Unterschied, ob man Co² mindert, indem man Solarthermie nutzt oder Wärmepumpen,, oder ob man durch Kraft Wärme Koplung Energieeffizienz betreibt. Ich wohne in einer ländlich geprägten Region bei Paderborn/NRW. Hier gibt es viele Dörfer, die ein drei Kilometer langes Nahwärmenetz in Eigenregie verlegt haben, und über einen 400 KW Hackschnitzelkessel bis zu 80 Haushalte mit Wärme versorgen. Gerade in Neubaugebieten wäre es noch möglich, über große Solaranlagen zentral Wärme für ein Nahwärmenetz zu erzeugen.

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