Keine Energiewende ohne Wärmewende

Gastautor Portrait

André Burkhardt

goldgas GmbH

André Burkhardt ist seit 1990 in der VNG-Gruppe beschäftigt. Hier nahm er verschiedene Positionen im Vertrieb und in der Beschaffung von Erdgas ein. Darüber hinaus sammelte er Auslandserfahrung im Gashandel in den USA. Er war in verschiedenen Gremien (Aufsichtsrat, Geschäftsführung, Vorstand) von Tochtergesellschaften der VNG Gruppe tätig und ist seit 2013 Geschäftsführer der goldgas GmbH in Eschborn.

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04. Juli 2016

Die Energiewende ist nicht nur eine Stromerzeugungswende, sondern ganz maßgeblich auch eine Wärmewende, denn auf das Heizen von Gebäuden entfällt etwa ein Drittel des CO2-Ausstoßes in Deutschland. Doch die im Wärmemarkt erzeugten CO2-Emissionen sind in den letzten Jahren nicht gesunken, sondern zum Teil sogar leicht gestiegen. Außerdem wird die ohnehin zu niedrige Sanierungsrate von ca. 1 Prozent durch eine kontinuierliche Erhöhung der Gesamtwohnfläche wieder ausgeglichen. Resultat: Die Energiewende hängt fest!

Dabei sollen allein in Deutschland bis 2050 die CO2-Emissionen um 80 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden und der Wärmemarkt bietet ein erhebliches Potenzial dafür. Allerdings ist der deutsche Wärmemarkt sehr komplex: Jedes Gebäude, jeder private Haushalt, jede Wohnungsgesellschaft, jeder Hauseigentümer hat andere Voraussetzungen und wirtschaftliche Möglichkeiten, es gibt unterschiedliche Energieträger und Technologien.

Über 70 Prozent aller installierten Heizungsanlagen entsprechen nicht dem Stand der heutigen Technik. Aber nicht jeder private Haushalt mit einer alten Heizung kann eine Sanierung aus eigener Kraft stemmen. Die bestehenden Förder- und Anreizprogramme müssen fortlaufend überprüft und verbessert werden, damit dieses Potenzial gehoben und die Modernisierungsquote im Wärmemarkt erhöht werden kann.

Die Wärmewende – Unterstützt durch Erdgas

Ein wichtiger Schlüssel, um die Klimaschutzziele zu erreichen, ist der Einsatz von Erdgas im Wärmemarkt. Es verbrennt deutlich sauberer als Öl und Kohle, dabei entstehen weder Feinstaub noch Stickoxide und es verursacht die geringsten CO2-Emissionen aller Primärenergieträger. Es wird über ein bestehendes und sehr gut ausgebautes Pipelinenetz transportiert und verursacht keine weiteren Belastungen der Umwelt durch den Transport zum Kunden. Außerdem lässt sich Erdgas in vielen modernen Heiztechnologien sowohl dezentral als auch in der Nah- und Fernwärmeversorgung effizient und komfortabel einsetzen und besonders effizient mit dem Einsatz erneuerbarer Energien kombinieren.

Führende Energieexperten sind deshalb sicher, dass Erdgas auch in den kommenden Jahrzehnten eine feste Größe im Energiemarkt sein wird. Das liegt vor allem am Bevölkerungswachstum. In den deutschen Ballungszentren leben immer mehr Menschen und der Bedarf an Heizenergie in den wachsenden Städten wird zum größten Teil mit Erdgas oder aus Erdgas erzeugter Fern­ und Nahwärme gedeckt werden. Zu dieser Tatsache gibt es derzeit im Bereich der Heiztechnologien, der innerstädtischen Stromnetze und der Stromspeichermöglichkeiten keine realistischen Alternativen.

Aktuelle Zahlen zur Installation dezentraler Wärmeerzeuger zeigt: Im Rahmen der Wärmewende spielt Erdgas eine wichtige Rolle
Installierte Wärmeerzeuger (dezentral)

Im Gegenteil! Durch neu gebaute Wohnungen erhöhte sich die Zahl der Erdgasheizungen 2015 um rund 145.000, doch das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft: 5,5 Millionen Wohngebäude in Deutschland werden mit Öl-Zentralheizungen beheizt, von denen viele ausgetauscht werden müssen. 2,7 Millionen dieser Wohngebäude können leicht an vorhandene Erdgas-Leitungen angeschlossen werden.

Und dafür gibt es viele gute Gründe: es stehen bereits heute zahlreiche hoch effiziente Heiztechnologien mit Erdgas zur Verfügung, die sehr gut mit der Nutzung Erneuerbarer Energien kombiniert werden können, angefangen bei „Brennwert+Solar“ über die Gas-Wärmepumpe und Mikro-KWK bis hin zur Brennstoffzelle. Diese Möglichkeiten zeigen, dass Erdgas und seine Infrastrukturen auch im grünen Zeitalter langfristig zukunftsfähig und somit der bestmögliche Partner der Erneuerbaren Energien sind.

Dabei spielt die Versorgungssicherheit natürlich eine wichtige Rolle. Die weltweiten Erdgasreserven können den Verbrauch für die nächsten 60 Jahre locker decken. Vielfach höher sind die Erdgasressourcen, also jene Mengen, die heute schon nachgewiesen, aber technisch oder wirtschaftlich noch nicht gewinnbar sind. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schätzt sie auf eine Reichweite von rund 175 Jahren.

Erdgas in Deutschland

Bei der Gasbeschaffung und der Infrastruktur ist Deutschland bestens aufgestellt: Das gesamte deutsche Erdgasnetz umfasst über 400.000 Kilometer. Das ermöglicht eine nahezu flächendeckende Versorgung. Außerdem ist Deutschland optimal in das europäische Transportsystem eingebunden und kann auf das größte Erdgasspeichervolumen Europas zugreifen. Der deutsche Erdgasmarkt gehört damit zu den versorgungssichersten Märkten überhaupt. Obendrein wird diese Infrastruktur bereits für Bioerdgas genutzt und kann in Zukunft mit Hilfe der Power-to-Gas-Technologie als Stromspeicher zur Verfügung stehen.

Sauber in der Verbrennung, effizient in der Anwendung, äußerst beliebt bei den Verbrauchern, riesige Vorräte und eine grüne, erneuerbare Perspektive – Erdgas kann der Wärmewende auf die Sprünge helfen!

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