Bundestagswahl 2017: Konzepte für die Wärmewende

Gastautor Portrait

Chris Kühn

Gastautor

Chris Kühn ist seit 2013 Mitglied des Bundestags und Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Er vertritt seine Partei im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit. Zuvor war er Mitglied im Koalitionsausschuss der grün-roten Landesregierung. Er studierte Politikwissenschaft in Tübingen und schloss 2009 sein Studium als Magister Artium ab.

weiterlesen
29. Mai 2017

Grüner Aktionsplan Faire Wärme: Energie sparen, Effizienz steigern und auf Erneuerbare umsteigen

Mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs wird hierzulande für Warmwasser, Raum- und Prozesswärme benötigt. Ohne eine deutliche Reduktion des Wärmeverbrauchs und den Umstieg auf erneuerbare Energien wird Deutschland seine Zusagen für den internationalen Klimaschutz nicht erfüllen und sich nicht aus seiner Abhängigkeit von Kohle-, Öl- und Gasimporten befreien können. Trotzdem tut die Bundesregierung seit Jahren viel zu wenig für den Umbau der Wärmeversorgung. Die Gebäudesanierung verläuft schleppend, erneuerbare Wärme stagniert auf niedrigem Niveau, Energiesparmöglichkeiten in Industrie und Gewerbe bleiben ungenutzt. Der Aufbruch in eine neue Wärmewelt ist überfällig.

Investitionen in eine moderne Wärmeversorgung sind unabdingbar für den Klimaschutz. Sie reduzieren außerdem die Ausgaben für Öl-, Gas- und Kohleimporte. Und sie wirken als Konjunkturprogramm für die Wirtschaft. Wenn es gelingt, den Sanierungsstau im Gebäudebereich aufzulösen und Energiesparmaßnahmen in Industrie und Gewerbe in Gang zu bringen, können neue Arbeitsplätze in Handwerk, produzierendem Gewerbe und bei Energiedienstleistern geschaffen werden.

Mit den richtigen Weichenstellungen ist der Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Wärme binnen dreier Jahrzehnte möglich. Energiesparen ist dabei für uns Grüne der Schlüssel für den Erfolg. Je weniger Energie verbraucht wird, umso preiswerter und einfacher wird die Umstellung auf erneuerbare Energien.

Für den Umbau unserer Wärmeversorgung haben wir den grünen Aktionsplan Faire Wärme aufgelegt, der eine ganze Reihe von Programmen und Maßnahmen umfasst. Folgende Kernpunkte aus unserem Aktionsplan müssen noch 2017 angegangen werden, damit Energiewende und Klimaschutz endlich vorankommen:

1. Wärmeversorgung fair modernisieren

Dafür wollen wir:

  • ökologische Modernisierung nicht länger nur von Haus zu Haus denken, sondern auf ganze Stadtviertel, Straßenzüge oder Dörfer ausweiten;
  • zusätzlich 2 Milliarden Euro jährlich für Sanierung von ganzen Wohnvierteln bereitstellen, damit energieeffizientes Wohnen auch für Haushalte mit geringem Einkommen bezahlbar wird;
  • einen Steuerbonus für selbst nutzende EigentümerInnen gewähren, wenn sie ihre Gebäude energetisch modernisieren;
  • kommunale Wärmeplanung mit Zuschüssen und günstigen Krediten fördern, damit gemeinschaftliche Versorgungslösungen vorankommen;
  • ökologische Bau- und Dämmstoffe mit einem gesonderten Förderprogramm unterstützen.

2. Erneuerbare Wärme zügig ausbauen

Dafür wollen wir:

  • die staatliche Subventionierung für neue Öl- und Gasheizungen durch die KfW sofort beenden;
  • die Förderung für erneuerbare Wärme erhöhen;
  • den Einsatz von erneuerbaren Energien auch im Gebäudebestand verbindlich machen, wenn Heizungen ohnehin ausgetauscht werden;
  • Nahwärmenetze stärker ausbauen und für Erneuerbare und Abwärme öffnen.

3. Energiesparen in Industrie und Gewerbe anreizen

Dafür wollen wir:

  • 800 Millionen Euro jährlich für wettbewerbliche Ausschreibungen von Energiesparmaßnahmen in Industrie, Gewerbe und Versorgung zur Verfügung stellen;
  • die Kompetenzen in einer Bundesstelle für Energieeffizienz bündeln, die als zentrale Auskunftsstelle bei allen Fragen zu Ausschreibungen und Förderprogrammen fungiert;
  • Energie- und Klimaschutzagenturen sowie unabhängige Beratungsangebote ausbauen, damit KMU, öffentliche Einrichtungen und auch Privatpersonen qualifizierte und unabhängige Energieberatung in Anspruch nehmen können.

4. Bürgerenergiewende im Wärmesektor in Gang bringen

Dafür wollen wir:

  • gezielte Unterstützung für genossenschaftliche Lösungen leisten, insb. für den Aufbau genossenschaftlich betriebener Wärmenetze;
  • günstige Rahmenbedingungen für Mieterstrom und dezentrale KWK-Anlagen schaffen, die zur Versorgung von MieterInnen mit Strom und Wärme vor Ort beitragen;
  • die Beteiligung der Menschen vor Ort an der Modernisierung von Gebäuden und der Wärmeversorgung erleichtern, um breite Unterstützung zu sichern und lebendige Stadtviertel und Nachbarschaften zu erhalten.

Diskutieren Sie mit

  1. Karin Aufhammer

    vor 7 Jahren

    Die Grünen haben die EEG-Umlage eingeführt, welche sich inzwischen zum kostensteigernden Bremsklotz der Energiewende entwickelt hat.Wie wollen die Grünen ihren Bremsklotz wieder entsorgen ? Wie kommen EEG-Umlagen samt Mehrwertsteuer und steigenden Netzgebühren raus aus der Stromrechnung, damit der Endverbraucher sich den Ökostrom leisten kann ?
    Das interessiert uns Wähler!
    Die alte Platte , die Verbraucher in die Zange zu nehmen mit Schuldgefühlen unerledigter Hausaufgaben, überzeugt nicht mehr. Investiert der Verbraucher in Wärmepumpenanlagen, muss er eigentlich höhere Netzgebühren und Stromkosten zahlen, weil ja die Stromanbieter weniger " Ware" verkaufen, müssen sie diese verteuern!
    Schade, dass ich hier so deutlich werden muss.

  2. Christian Kühn

    vor 7 Jahren

    Danke für den Kommentar. Bitte lesen Sie hier nach, warum und wie wir uns für faire Strompreise einsetzen: https://www.gruene-bundestag.de/themen/energiewende/ungerechte-strompreise-18-04-2017.html.

    0 0

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Bundestagswahl 2017: Konzepte für die Wärmewende
3.8
4