Umfrage: Das Ergebnis der US-Wahl und die globale Energiewende

Gastautor Portrait

Johanna Kick

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Als gebürtige Rheinländerin kam ich nach Stationen in PR-Agenturen und der internationalen Zusammenarbeit nach Karlsruhe. In meiner Wahlheimat arbeite ich in der EnBW-Unternehmenskommunikation. An den Fragen rund um unsere Energiezukunft interessiert mich als Kulturwissenschaftlerin neben den technischen und finanziellen Aspekten besonders die gesellschaftliche Komponente. Vor diesem Hintergrund freue ich mich ganz besonders auf möglichst interdisziplinäre Standpunkte.

weiterlesen
28. November 2016
PV, Erneuerbare

Welche Auswirkungen wird der Wahlsieg Donald Trumps auf die globale Energiewende haben? Das möchten wir in unserer aktuellen Umfrage von Ihnen wissen. Wird die für die USA angekündigte Rückkehr zu den Fossilen den Umstieg auf die Erneuerbaren weltweit bremsen und verzögern? Oder wird Trump an der Spitze der USA die globale Energiewende nicht mehr aufhalten können und keinen nennenswerten Einfluss mehr auf den globalen Siegeszug von Wind- und Solarenergie haben?

Viel war und ist zu lesen über Trumps Haltung zum Klimawandel sowie seine energiepolitischen Präferenzen. Echte Details? Fehlanzeige! „America first“ im Energiesektor meint wohl in erster Linie Kohle und Öl statt Erneuerbare. So war es im Wahlkampf zu vernehmen. Einmal mehr können wir es in einem Video, mit dem sich der designierte US-Präsident letzte Woche zu seinem Programm für die ersten 100 Tage im Amt an die US-Bürger wandte, nachhören.

Düstere Prognosen für Energiewende und Klimaschutz

Kaum stand der Wahlsieg Trumps fest, meldete sich der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zu Wort: Die Welt könne von Trump keinerlei Aktivitäten für den Klimaschutz erwarten und müsse sich nun ohne die USA auf dem Weg zur Begrenzung von Klimarisiken und hin zu sauberen Technologie-Innovationen vorwärts bewegen. Wenig überraschend reagierten auch die Aktienmärkte auf die Verkündung des Wahlergebnisses. Papiere von Öl- und Kohleproduzenten legten weltweit zu, die von Windkraft- und Öko-Firmen brachen ein.

Überschattet von der US-Wahl wurde auch der UN-Klimagipfel in Marrakesch. Hatte doch Trump wiederholt angedroht, aus dem Paris-Abkommen auszusteigen. Entsprechend zahlreich waren die Appelle politisch Verantwortlicher, wie etwa der französischen Umweltministerin und Präsidentin des COP 21, Ségolène Royal. Würden die USA als zweitgrößter Treibhausgas-Produzent die CO2-Minderungszielen streichen, wäre das das Eine. Die viel größere Sorge ist, dass andere große Staaten mit Verweis auf den Wettbewerb folgen. Wäre dies das Ende des globalen Klimaschutzes?

Windkrafträder (Bild Nr. 12037)
„Ich habe ein Problem mit Wind. Windmühlen töten Vögel und Windmühlen benötigen massive Subventionen:“ Mit diesen Worten wetterte Trump zuletzt im Interview mit der New York Times gegen die Windkraft.

Kann ein US-Präsident den Siegeszug der Erneuerbaren aufhalten?

Auf der anderen Seite ist zu fragen, ob der Ausbau der Erneuerbaren überhaupt noch aufzuhalten ist? Haben die Erneuerbaren nicht längst den globalen Wettbewerb umgekrempelt? Welche von seinen Sätzen im Wahlkampf gelten noch, wenn Trump im Januar die Macht im Weißen Haus übernimmt? Werden Korrekturen wie der, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und menschlichen Aktivitäten gibt, weitere und vielleicht auch weitreichendere folgen?

Nach dem Klimagipfel von Marrakesch, in dessen Abschlusserklärung sich 196 Staaten verpflichteten, das Abkommen von Paris „vollständig umzusetzen“, gibt es Grund anzunehmen, dass der Druck der Staatengemeinschaft beim künftigen US-Präsidenten Wirkung zeigen wird. Gibt es am Ende vielleicht so etwas wie eine Gegenbewegung, die auf den Wahlsieg Trumps mit einem „Jetzt erst Recht“ antwortet? Ein weiteres Indiz dafür, dass die negativen Auswirkungen für die globale Energiewende ausbleiben, könnten die Reaktionen verschiedener Branchenvertreter sein. So zitiert beispielsweise das Handelsblatt Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, in Bezug auf die künftige amerikanische Energiepolitik: Die Erneuerbaren seien heimische Energien, die Trumps Ziel einer Stärkung der US-Wirtschaft und der Beschäftigung eigentlich stützen.

Besteht also die Möglichkeit, dass eine Politik des „America first“ am Ende Branchen wie der amerikanischen Wind- und Solarbranche sogar zu Gute kommt? Diese sind schließlich in einigen republikanischen Hochburgen, wie in den Staaten des mittleren Westens und in Texas, besonders stark. Wenn die Kosten der Wind- und Solarstromerzeugung dort bereits heute niedriger sind als bei durchschnittlichem Gas- und Kohlestrom, zählt am Ende vielleicht doch weniger, wer die Politik im Weißen Haus steuert, als vielmehr der Preis der Erneuerbaren? Für die globale Energiewende wäre dies in jedem Fall ein gutes Zeichen. Es würde zu dem passen, was die Agentur Bloomberg in ihrem jüngst veröffentlichten Ausblick „New Energy Outlook 2016“ zeigt: die globale Energiewende ist nicht aufzuhalten.

Kosten USA
Am Ende eine Frage des Preises: Betrachtet man die Stromerzeugungskosten scheint ein Zurück zur Kohle in den Vereinigten Staaten wenig wahrscheinlich.

So einfach können Sie an unserer Umfrage teilnehmen: Wählen Sie Ihre Antwortmöglichkeit aus, klicken Sie auf den Button „Abstimmen“ und schon sehen Sie das aktuelle Zwischenergebnis der Umfrage. Wir freuen uns, dass Sie mitmachen! In einem Monat können Sie hier im Blog eine umfassende Auswertung lesen.

—————————————————————————————————–

Mit der (inter-)nationalen Klimaschutzpolitik nach Marrakesch und den US-Wahlen hat sich jüngst auch unser Gastautor Christopher Engelmann hier im Blog beschäftigt. Seinen Beitrag lesen Sie hier.

Diskutieren Sie mit

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Umfrage: Das Ergebnis der US-Wahl und die globale Energiewende
4.8
21